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Und als sie eine halbe Stunde weiter gegangen waren, sahen sie einen Mann, der stand mit einem mächtigen Bogen in der Hand und schoß einen Pfeil in die Luft ab, dem er scharf nachzuschauen schien. Hans sah aber nichts in der Luft, wornach er schießen konnte; und der Pfeil verflog sich so geschwind, daß man auch keine Spur von ihm erblickte. Und Hans verwunderte sich des seltsamen Schützen, und fragte ihn: Was machst du? ich sehe ja nicht einmal eine Mücke, wornach du schießest. O, rief jener, meine Vögel kannst du nicht sehen, die fliegen deinen schwachen Augen zu ferne. Da sah ich eben am Mondrande viele tausend Meilen von hier eine Schwalbe kreisen, und ich wollte meinen Schuß prüfen – und richtig ist sie gefallen. Und, Herr, kannst du einen Schützen brauchen – ich sehe, du bist ein Herr der Starken – ich will der deinige seyn. Und Hans sprach: folge mir! und er folgte mit.

Und nach einer Weile sah Hans wieder einen Mann, der hatte sich hingelegt mit dem rechten Ohr gegen die Erde und war an Stellung und Gebärde einem Horchenden ähnlich. Und Hans lachte in sich und dachte: was in aller Welt mag es hier doch für Herrlichkeiten zu behorchen geben? und er fragte den Mann: du Narr, was erhorchst du unter diesen todten Steinen? Was ich horche? antwortete jener mit etwas spöttischer Gebärde, ich horche eben, wie der Teufel und seine Großmutter tief tief in der Erde sitzend über dich flüstern und rathschlagen, wie sie dich bei dem listigen und grausamen Mohrenkönige verderben wollen. Da sagte Hans: Der Tausend, welch

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_254.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)