Seite:De Arndt Mährchen 2 258.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Wüste in des Mohrenkönigs Land, und Hans sah, daß es ein herrliches und fruchtbares Land war. Der Mohrenkönig hatte seine Gränzen wohl verwahrt mit Schlössern und Thürmen und großen Schaaren von Reisigen und Fußvolk, die jedem Fremden den Eingang vermehren und ihn fangen sollten. Aber den Hans ließen sie ruhig ziehen, wohin er wollte; denn er kam ihnen mit seinen drei Hündchen, die um ihn her spielten, auch gar zu fürchterlich, und mit seinem seltsamen Gesindel beinahe hexenmeisterisch gräulich vor. Außerdem konnte er, wenn er wollte, so grimmig aussehen, daß dem tapfersten Mann bei solcher Gebärde das Herz in der Brust bebte. Solchen Anblick gab er aber selten zum Besten.

Das rohe Leben der Wüste war nun vorbei, und Hans lebte wieder wie andre Leute, ja wie andre vornehme und steinreiche Leute, und kehrte auf der großen Straße, die zur Hauptstadt des Mohrenkönigs führte, immer in den prächtigsten Gasthäusern ein, und machte eine unglaubliche Zeche. Denn was Hunger und Durst verzehrten und wie viele Klafter Holz der Frostling jede Nacht zur Heitzung seines Schlafzimmers befahl, das läßt sich eher denken als in bestimmten Zahlen beschreiben. Hans bezahlte aber wie ein Großmogul oder König von England und sah auf den Rechnungen immer nur die Summen an, und hatte feinem Gefolge befohlen, sich nichts abgehen zu lassen. Denn in der Wüste auf dem Wege,

den er gewandert war und welchen vielleicht in Jahrtausenden kein menschlicher Fuß betreten hätte, lagen die Edelsteine und Demanten wie die Erbsen ausgestreut, und er

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_258.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)