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hatte feinen Ränzel und alle seine Taschen damit gefüllt, und verzehrte jeden Tag einen Stein, der ein paar Tonnen Goldes werth war.

Man sagt: das Gold sprengt das Thor der stärksten Festung. Hansens Gold sperrte auch den stummsten Wirthen das Herz und das Maul auf. So begab es sich den dritten Tag der Reise im Lande des Mohrenkönigs, daß einer derselben ungewöhnlich gesprächen geworden und sich als eine besondere Gnade ausgebeten hatte, dem er1auchten Herrn Prinzen ein Wort sagen zu dürfen. Nach drei vier tiefen Verbeugungen in der Ferne und einem halben Dutzend Schlägen, die er dem Staube zu Hansens Füßen mit der Stirn versetzte, und nachdem er gebürlich in Einer Minute dreimal blaß und dreimal roth geworden, wie es sich vor hohen Häuptern nicht anders ziemt, hub er ungefähr also an:

Ich sehe aus Höchstdero Gefolg und Begleitung, daß Höchstdieselben ein sehr mächtiger Prinz sind, und aus Dero Farbe, daß Höchstsie aus einem andern Lande zu kommen und von einem andern Volke zu seyn geruhen als wir braune blaue und schwarze Leute. Gewiß steht Ihr Hohes und Höchstes Herz auf Ruhm und Glorie gerichtet; gewiß wollen Sie hinziehen und die schöne weiße Prinzessin befreien. Aber erhabenster Prinz und Herr, hüten Sie Sich vor dem Mohrenkönig! ja nehmen Sie Dero kostbarstes Leben in Acht! denn das ist der größte Hexenmeister und Wütherich, der auf der Erde lebt, und regiert und plagt das ung1ückliche Land nun schon zweihundert Jahre und will immer noch nicht sterben.

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_259.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)