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Und Hans ganz erstaunt fragte: was sagst du von der weißen Prinzessin? und wer ist die?

Und der Wirth antwortete: Euer Großmächtigkeit geruhen mit Dero unterthänigstem Sklaven zu scherzen. – Wie? Allergnädigster Herr Prinz, Sie sollten das nicht wissen was über alle Meere und Länder erklungen ist? Sie sollten so zum Spaß durch solche gräuliche Wüste gezogen seyn? Denn wer hätte von der schönen Prinzessin aus Hispania nicht gehört, wofür der Mohrenkönig einem Seeräuberhauptmann seinen halben Schatz gegeben hat? Das ist ein Weltwunder der Schönheit; und die allein hat Gewalt über den Unmenschen, und seit sie hier wohnt, haben wir bessere Zeiten; denn er darf kein Blut mehr vergießen. Drei Jahre wohnt sie nun in dem Schlosse des Ungeheuers, das sie allein zähmen ja um ihren kleinsten Finger wickeln kann. Vor ihr muß er sich wie ein Diener krümmen und schmiegen, und jeden Tag vor ihr auf den Knieen liegen und flehen, daß sie ihn endlich erhöre und seine Königin werde. Sie thut es aber nicht, und hat doch solche Macht und geheime Kunst über den alten Hexenmeister, daß er sich zahm und still halten muß.

Hans sagte bei dieser Erzählung mehrmals Hm! Hm! bei sich aber dachte er sogleich: freilich willst und mußt du die Prinzessin befreien. Und dies spornte ihn nun zur Geschwindigkeit der Reise und er ließ seine Leute alsbald zum Aufbruch rüsten.

Und Hans zog noch zehn Tage durch das schöne Land des Mohrenkönigs, und am elften Tage sah er die goldnen Thürme und Kuppeln der Hauptstadt desselben von

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_260.jpg&oldid=- (Version vom 10.7.2018)