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seinem Aug ward gelb, als wäre der Neid mit feinem Pinsel darüber gefahren.

Und der Mohrenkönig sprach: dies ist meine vierte Probe, und ich will sehen, wen du da hast gegen mich zu stellen. Hier stehe ich und recke meine beiden Hände aus, und wer wagt es die zu fassen und mich überzuholen? Gelingt euch das, so magst du noch wohl mein Herr werden.

Der bin ich, rief Hans im Zorn, und das wage ich, und her mit den schwarzen Tatzen! – Und er legte seine Finger gegen die Finger des Mohren, und spielte zuerst mit ihm, so daß der Schwarze Muth bekam. Aber darauf machte er einen Ernst, und zog an mit seiner ganzen Stärke, und schnellte den ungeheuren Riesen über sich durch die Luft hin, daß er mit dem Kopf einen solchen Preller gegen die Erde machte, daß er zwanzig Schritt davon wieder auf den Füßen zu stehen kam und wie ein vor den Kopf geschlagner Ochs wohl eine halbe Stunde taumelte, ehe er sich wieder besinnen konnte.

Und der Mohrenkönig, wie bang ihm auch um das Herz war, that doch noch unverzagt und sprach: Diese vier Kinderspiele habe ich zum Scherz gestellt; denn wer nur einige Kunst hat, weiß wohl, daß das eben keine großen Künste sondern nur Gaukelspiele und Augenverblendungen waren. Aber nun kommt die fünfte und letzte Probe, und seid ihr mit darin gewachsen, so will ich heruntersteigen von meinem Thron, und du, Herr weißer Prinz, sollst mein Herr seyn. Und dies ist die Probe: Siehe dort den Scheiterhaufen, der bis in die Wolken

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_266.jpg&oldid=- (Version vom 15.12.2020)