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mit Riesen und Drachen und in Erlösungen gefangener und bezauberter Prinzessinnen seinen ritterlichen Muth und sein könig1iches Herz stattlich erwiesen, aber keine einzige dieser Prinzessinnen, wie jung und schön sie auch waren, hat ihm dieses sein Herz auch nur mit einem leichten und zarten Hauch der Lust anwehen geschweige durchwehen können; das heißt: eigentlich frisch und froh ist er nimmer geworden, auch hat er nimmer von der süßen Krankheit sprechen wollen, die ihm die Brust zernagte, wie oft und wie stark der Ritter auch an diese verschlossene Brust klopfte. Aber der kluge und weise Reginfrid gab Acht auf ihn und auf all sein Thun, wie der Falk auf die Tauben, die er fangen will, und er blieb fest bei dem Glauben, daß Hilderich von Liebe krank sey. Denn, sprach er, wir viele liebliche und duftige Blumen der Schönheit haben wir gesehen! wie viele holdseligste und adlichste Prinzessinnen und Kaiser– und Königs–Töchter haben wir aus Thürmen und Zauberschlössern erlöst! und sie haben sich mit all ihrer Lieblichkeit und Schönheit dem Heldenjüngling ans Herz legen wollen, und er ist kalt geblieben wie der Schnee, der über Felsen hinweht. Nein das wäre unnatürlich und unmenschlich, wenn es nicht Liebe wäre.

Zwei Jahre hatte der Prinz dies herumirrende abentheuernde Leben ertragen und alle Quaalen der Sehnsucht nach der geliebten Heimath, woher ihm das leuchtende Bild seiner Jugend entgegenfunkelte und in immer hellerer Schöne vor seinen Blicken ausging. Endlich ward es ihm zu mächtig, und er ward so krank, daß sein weiser Begleiter fürchtete, er werde ihn in der Fremde und bei den

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_294.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)