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nen sollen sie! lichterloh brennen! und ihre Asche soll in alle Winde verstreut werden! Aber Nanthildchen ist ihm in die Rede gefallen und hat gebeten: O mein König und Herr! vergieb, vergieb ihnen! um meiner Liebe und um Gottes Gnade und Glücks willen vergieb ihnen! Es ist ja nun alles gut, und ich bin nicht mehr der Aschenbrödel. Und sie hat so lange gebeten, bis er es ihr zugesagt.

Und darauf ging der König mit ihr hinab an das Schloß, und rief der alten Hexe. Und sie kam und erschrack sehr, als sie den König erblickte; denn sie glaubte, er wolle ihren Töchtern die Füße besehen, was es mit ihren Zehen für eine Bewandtniß habe und wie der weiße Schuh so mit Blut vollgelaufen gewesen. Die Armen lagen aber ächzend und wimmernd im Bette und hatten vor Schmerzen die ganze Nacht kein Aug zuthun können. Noch mehr aber erschrack die alte Hexe, als sie Aschenbrödel weiß und hell wie die junge Morgensonne in weißen linnenen Kleidern neben dem Könige stehen sah. Und schon wollte sie finster schauen und schelten, aber sie faßte sich geschwind und bezwang ihren grimmen Muth so weit, daß sie ihr Gesicht zu einem leidigen Lächeln zusammenzerrte und mit den Knieen bis zur Erde tiefste Verbeugungen knixte. Der König aber sah ernst und zornig auf sie, nahm Nanthilden bei der Hand und sprach: Schau her! dies ist meine Gebieterin und Braut, du aber bist eine Erzbübin und Teufelin, und würdest mit deinen Töchtern zu Asche verbrannt und in alle vier Winde geworfen werden, wenn dieser dein Aschenbrödel nicht so freund–

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_317.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)