Seite:De Arndt Mährchen 2 326.jpg

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mit seinen lustigen Gesellen bei Wein und Weibern banketirt hat. Und dort auf dem hohen Hünengrabe an dem andern Ufer, dort am Wege zwischen Redebaß und Wobbelkow, hat er sich ein prächtiges aus eitel gehauenen demantenen Steinen gebautes Lustschloß hingestellt. Da ist er oft hingaloppirt und hat dort gesessen und mit einem Kieker auf die Landstraßen umher ausgeschaut, ob seine wilden Lauscher und Räuber, die er ausgeschickt hatte schöne Weiber einzufangen, nicht irgendwo mit Beute heransprengten. Diese armen Gefangenen haben sie dann bei nächtlicher Weile, wo andre gute Christenleute schlafen, auf die Burg im Walde geschleppt und dort versteckt, daß weder Hund noch Hahn darnach gekräht hat. So hat der böse Mensch sein wildes verruchtes Wesen viele lange Jahre getrieben, und Gott hat ihm manchen Tag die Zügel schießen lassen. Das lag aber in seinem Blute, und Jochen, dem der Edelmann lange vergangen seyn sollte, dessen Großvater schon ein armer Weber gewesen - der Herr glaubt nicht, was die alten Leute von dem zu erzählen wissen, wie grausam der in seinen jungen Jahren auf die hübschen Dirnen gejagt hat. Er will sichs nun nur nicht mehr merken lassen, aber diese lüsternen Edelmannsnücken hat er noch genug in sich. Endlich aber ist doch des alten wilden Jägers Tag gekommen, es ist Krieg geworden, und Pest und Hunger und Moskowiter-Zeit und Kalmücken-Zeit, ich weiß den Namen nicht recht, aber eine grausame böse Zeit ist gekommen, und da ist jener Bösewicht auch von seinem Jammer gefaßt worden: seine Schlösser und Häuser verbrannt, seine Scheunen

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_326.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)