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ist sogleich ein ganzes Heer da, das mit zu dem Satansgaukelspiel gehört. Viele hunderttausend Raben füllen plötzlich mit ihrem Gekrächze die Luft und umflattern den armen Sünder, und fallen mit Flügeln Klauen und Schnäbeln fo dicht auf ihn, daß er herunter muß, er mag wollen oder nicht. Da geht’s denn zuletzt an den Sturz und an ein Hals- und Bein-Brechen – denn wäre der Kletterer ein Löwe von Muth und Stärke, er muß herunter – und mit den Augen und einem Bischen von Wangen und Nase nimmt die Gesellschaft gleich fürlieb. Dies sind die Geschichten, wovon man so oft hört, die man auch oft in Zeitungen liest, wo auf die vermeinten Mörder gelauscht und gefahndet werden soll: ein junger Jägerbursch oder Handwerksbursch sey nackt und zerrissen und zerfleischt im Walde gefunden, von Räubern ausgeplündert und erschlagen oder von zuckenden Bären und Wölfen zerrissen. Er hat sein mitternächtliches Wagstück mit dem schwarzen Federvolke so bezahlen müssen, und die Räuber Mörder und reißenden Thiere haben weder Knüppel und Pistolen noch Zähne und Tatzen geführt.

Und nun will ich auch eine Geschichte erzählen von einem, der den Rabenstein besessen hat, und was er ausgerichtet und wie es mit ihm geendet hat.

Vor langer langer Zeit lebte zu Boldevitz auf Rügen ein reicher und vornehmer Herr, der vieler Kaiser und Könige und Potentaten in schweren Fällen Kriegsobrister gewesen war, der hieß Herr Friedrich von Rotermund. Dieser brachte aus der Türkei oder aus der Tartarei, kurz aus[1] den Heidenländern, wo sie Weiber kaufen, wie bei

  1. WS: Tippfehler im Orginal: sna
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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_354.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)