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sollen; jetzt ist es zu spät, – du mußt sterben.“ – Der Keller füllte sich mit Bewaffneten, da alsbald das Geschrei erscholl und sich weiter verbreitete: „Wir haben ihn.“

Unter Mißhandlungen (Hutabschlagen, Anspeien, Rockzerreißen) die jedoch einige Zeugen als geringer schildern; wurde der Fürst hierauf durch dasselbe Thürchen, wie sein Leidensgefährte, auf die Haide heraus und sofort durch die nach Bornheim führende Pappelallee geführt. Die Rotte hatte sich vergrößert (40–60 Mann), worunter jedoch (s. u.) auch Viele waren, welche den Fürsten zu retten beabsichtigten, woneben auch viele blos Neugierige sich zugesellten.

Nach Aussagen im kurhessischen Prozeß soll Lichnowsky erst zur Leiche Auerswalds geführt und dazu der Fahnenträger herbeigerufen worden sein; der Berliner (der Schuhmacher Dan. Georg) habe dem Fürsten sein Gewehr gezeigt und gesagt: „so hat dein Kamerad ein Nachtessen gekriegt, so sollst du auch eins speisen.“

Daß übrigens trotz der vorzugsweise gegen den Fürsten gerichteten feindseligen Gesinnung die Wuth der Verfolger im Ganzen bereits etwas abgekühlt oder durch Gegenbestrebungen gefesselt war, ergibt sich schon daraus, daß man mit ihm keineswegs so summarisch verfuhr“, wie mit seinem Leidensgefährten.

In der That erhellt auch aus den Aussagen vieler glaubwürdigen Zeugen, daß schon von seiner Auffindung im Keller an zwei Partheien unter der Bande entstanden, deren eine ihn schonen, die andere ihm aber an’s Leben wollte *). Zunächst zwar noch überwog die letztere. Nach


*) Der Lehrer Schnepf erzählt: „Nachdem Auerswald schon erschossen war, kam ein Mensch in einem schäbigen schwarzen Ueberrock,

Empfohlene Zitierweise:
Christian Reinhold Köstlin: Auerswald und Lichnowsky. Ein Zeitbild, nach den Akten des Appellations-Gerichts zu Frankfurt a. M. mit Genehmigung dieses h. Gerichtshofs. Tübingen 1853, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Auerswald_und_Lichnowsky_045.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)