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tüchtigsten Zeugen trotz alles vorangegangenen Schreiens und Tumultuirens die Tödtung selbst überraschend eingetreten. Solang er im Garten war, wurde er nur auf brutale Weise mißhandelt, zugleich aber auch noch fortwährend beschützt, so daß es noch nicht als gewiß erscheinen mußte, daß es wirklich zur Tödtung kommen werde. Erst als Auerswald, von seinem Beschützer weggerissen, in den Graben sprang oder gestoßen wurde, benützten zwei Personen rasch die gute Gelegenheit, um den Wehrlosen, Halbliegenden aus nächster Nähe zu erschießen.

Aber auch in Lichnowskys Fall wurde die Kontinuität der Handlungen sehr entschieden und auf längere Zeit unterbrochen durch die Bemühungen derer, welche den Fürsten blos nach Hanau gebracht wissen wollten. Es ist glaubhaft bezeugt, daß diese Bemühungen längere Zeit erfolgreich waren, daß dann erst Einem, dem D. Georg, die Geduld riß, dieser auf die Führer Lichnowskys zu schießen drohte, wenn sie ihn nicht losließen, sofort der Fürst bloßgestellt und ohne weiteren Zeitverlust rasch hinter einander von 4–5 Schüssen getroffen wurde. Man kann hiernach den Akt der Tödtung nicht als die einfache und selbstverständliche Folge der gewaltsamen Bemächtigung ansehen.

Sowie die Sache sich darstellt, erscheint als das allein sichere Ergebniß dies: daß eine Minderzahl zum Aeußersten Entschlossener das doppelte Verbrechen unternahm und vollführte, unterstützt durch die Sympathie einer Mehrzahl andrer, vom Zufall mit ihr verbündeten Personen. Diese Andern wurden mit jenen durch den gleichen Grund im Schmidtischen Garten zusammengeführt, – durch die Absicht, die entflohenen Reiter zu verfolgen, zu packen,

Empfohlene Zitierweise:
Christian Reinhold Köstlin: Auerswald und Lichnowsky. Ein Zeitbild, nach den Akten des Appellations-Gerichts zu Frankfurt a. M. mit Genehmigung dieses h. Gerichtshofs. Tübingen 1853, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Auerswald_und_Lichnowsky_106.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)