Seite:De Beneke Hamburgische Geschichten und Sagen 028.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Jahrhunderten gleichsam wie ein Sieb durchlöchert habe. Und um deswillen bauete er später das Castell auf dem Süllenberge.

So lange diesseits der Elbe Friede war, pflegte der Erzbischof alle Ostern- und Pfingst-, auch wohl Mutter-Gottes-Feste in Hamburg zu feiern, wo er in der Burg seiner Vorgänger, der Wiedenburg, Hof hielt und in der Domkirche das Hochamt selbst verwaltete. Zur Verherrlichung dieser hohen Feste zog er aus allen Stiftern seiner beiden Diöcesen eine Menge von Geistlichen, zumal solche, die durch eine schöne Stimme in Predigt und Gesang die Gemeinde erwecklich zu erbauen verstanden. Und da er die Dienerschaft der Hamburgischen Kirche in großer Vollständigkeit erhielt, auch Nichts sparte, um die gottesdienstlichen Handlungen sowohl mit innerer Würdigkeit als mit äußerem Glanze ausführen zu lassen, so mag wohl zu keiner Zeit der Kirchendienst in Hamburg in einer so herrlichen Weise versehen sein, als unter Adalbert. Und besonders viel hielt er auf den Chorgesang, den er in nie gekannter Weise einführte, und oft ließ er während dreier Messen, denen er beiwohnte, zwölf Litaneien absingen. Er mochte Alles, in geistlichen wie weltlichen Dingen, groß sehen, erhaben, bewundernswerth. Darum erfreute sich sein Gemüth an dem wallenden Weihrauch der Specereien, an der Pracht der heiligen Gefäße und Gewänder, an dem blitzenden Glanze der tausend Kerzen, an dem mächtigen Eindrucke des volltönenden Chorgesanges. Und diese äußerliche Pracht, deren heilsamen Einfluß auf die Gemeinde er wohl kannte, begründete er überdies durch die Herrlichkeit des Herrn und Seines Tempels, wie sie im alten Testamente geoffenbart ist; wie er denn sonst Vieles, was den Leuten fremd erschien, nicht anders als in Uebereinstimmung mit der heiligen Schrift gethan hat.

Empfohlene Zitierweise:
Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_028.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)