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Vorschub; den wachsenden Verkehr erleichternd legte er eine eigene Münzstätte an; und was er Gutes und Löbliches in fremden Landen gesehen, das trachtete sein thätiger Geist, dem noch halb barbarischen Vaterlande anzueignen. Sogar Gärten und Weinpflanzungen ließ er auf dürrem Haideboden in Hamburgs und Bremens Umgegend anlegen. Aber dies, wie manch’ anderes viel Bedeutsameres, was der Natur des Landes und der damaligen Bewohner widerstritt, blieb ein vergebliches Bestreben des großen Mannes, dessen guter Wille so oft dem bösen Geschicke unterlag.

Kummer und Widerwärtigkeit, Undank der Welt, sogar seiner Freunde Abfall, Feindschaft aller Orten, Kränkungen seines unseligen Stolzes, – dies Alles machte ihn mißgestimmt, hart, zornmüthig. Wo sonst sein Edelsinn verzieh, da waltete nun sein Eifer mit verderbender Strenge. Und doch blieben im Grunde seines Herzens Mitleiden gegen Arme und Bedrängte, und Freigebigkeit gegen alle Bedürftige, so mächtig in ihm, daß derselbe Mann, der im Zorne wie ein Löwe geflohen wurde, in guten Stunden sanft war wie ein Lamm und zu jedem Opfer bereit.

Aber während er von Schmeichlern und Schmarotzern umringt, nur Lobpreisungen seiner Größe und Würdigkeit vernahm, während Wahrsager, Traum- und Zeichendeuter (die sein hoher Geist hätte verachten müssen) seinen schrankenlosen Wünschen die eitlen Trugbilder nahender Erfüllung vorspiegelten, sank mit stets wachsendem Verfalle der irdischen, auch seine geistige Hoheit und Tugendherrlichkeit immer tiefer. Zwar ließ er noch immer den zehnten Theil seines ganzen Einkommens den Armen und Kranken zuweisen, zwar hielt er noch täglich offene Tafel für Jedermann, aber schon war Wohlthun und Gastfreiheit bei ihm mehr Sache der Eitelkeit als des Herzens. Beim reichen Mahle, das er selbst kaum

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_031.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)