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14. Das Castell auf dem Süllenberge.
(1063.)

Auf dem bekannten Süll- oder Süllenberge zu Blankenese bei Hamburg soll in grauer Urzeit, noch ehe Karl der Große die Veste und Kirche zu Hammaburg gründete, eine Opferstätte oder sonst ein bedeutendes Heiligthum der alten Heiden gewesen sein. Einige sagen, die heidnischen Sachsen hätten hier den Donnergott Thor oder Asathor verehrt, und daher rührten die vielen spitzen kegelförmigen Donnerkeile her, die man vordem in den Blankeneser Bergen finden konnte; es wäre also ein Deutsches Heiligthum gewesen. – Andere erzählen, die heidnischen Wenden hätten dort gehauset, und einer ihrer Götter habe Wedel geheißen, der Sonnengott, woher auch der benachbarte Flecken Wedel seinen Namen habe; und ein Zweig des alten Dynasten-Geschlechtes derer von Wedel, die noch einen Sonnengötzen im Wappen führen, habe hier gesessen. Wieder Andere meinen, daß die Römer, als sie unter Julius Cäsar oder Drusus bis an die Nieder-Elbe gekommen, auf diesem Berge ihrem Römischen Sonnengotte, den sie „Sol“ nannten, einen Tempel errichtet hätten, davon der Name des Sol- oder Süllenberges entstanden sei. Den Tempel aber habe Kaiser Karl der Große völlig zerstört. Dem sei nun wie ihm wolle, genug, bis zum Jahre 1063 war der Süllenberg, wie die meisten Blankeneser Berge, mit dichter Waldung bedeckt, darin allerlei heidnisches Raubgesindel haus’te, das die christlichen Hamburger und Holsten plagte und drangsalte zu Wasser wie zu Lande. In jenem Jahre aber ließ Adalbert der Große, Erzbischof über Hamburg und Bremen, den Wald umhauen, dann den Süllenberg befestigen und oben darauf ein starkes Castell erbauen, wohinein er viel Kriegsvolk legte. Wer weiß, ob nicht mit der Zeit

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_037.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)