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Capital von 100 Rhein. Goldgülden bestimmt, dessen Zinsen zu den Kosten des Schüler-Gastmahls am St. Gregorius-Tage dienen sollten.

Am Vorabend des St. Andreas-Tages (30. November) durften sich die Schüler aus ihrer Mitte einen Abt wählen, den sogenannten Kinder-Abt, der in pontificalibus ihren Processionen voranzog und in den Kirchen und bei sonstigen Feierlichkeiten allerlei Vorzüge genoß. Sein Reich dauerte aber nicht lange, denn am 6. December war das Hauptfest der Schüler, der St. Nicolas-Tag, an welchem der Kinder-Abt dem Kinder-Bischof Platz machen mußte, von dem wir sogleich hören werden.


36. Vom Kinder-Bischof zu Hamburg.
(Nach 1305.)

Am St. Nicolas-Tage, dem Hauptfeste der Hamburger Schuljugend (6. December), durfte dieselbe nach altem Herkommen einen Bischof aus ihrer Mitte erwählen, welcher die Hauptperson bei dem Feste war, und noch drei Wochen lang später fast unglaublicher Ehren und Vorzüge genoß. Natürlich war es eine Sache des höchsten Verlangens, der brennendsten Sehnsucht, bei den Schülern wie bei ihren Eltern, zu dieser mehr als blos närrischen Würde gewählt zu werden; vermuthlich waren deswegen manche Intriguen, und dadurch eben so viele Unruhen, Partheiungen und Familienzwiste zu Wege gekommen, wie weiland vor einer Königswahl im Polenreiche; deshalb, damit der guten Stadt durch verderbliche Spaltungen kein Schade geschehe, schlossen die Ehrbaren des Rathes und die Ehrwürdigen des Dom-Capitels am´7. December 1305 (nach einem heißen Wahlkampfe) eine

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_090.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)