Seite:De Beneke Hamburgische Geschichten und Sagen 113.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und die Halle verlassen hätten, da sei Störtebeker aus seinem Versteck hereingetreten, und habe sich mit dem alten Keno über die Hamburger Herren lustig gemacht, die sich wieder von ihnen anführen ließen. Indem aber sei Herr Nanne, der seine Handschuhe vergessen gehabt, unversehens in die Halle zurückgekommen, und habe die neue Verrätherei gemerkt. Darum sei auch alsbald der Krieg wieder abgebrochen.

In der That hat noch in demselben Jahre die Hansische Flotte einen neuen Sieg über die Vitalianer erfochten, wobei ihrer 80 geblieben, 30 aber gefangen und in Hamburg am Grasbrook enthauptet worden sind. Der Nachrichter hat für jeden Kopf 8 [Sh.][1] erhalten, sein Knecht aber 20 [Sh.], fürs Einscharren der Leiber. Die Köpfe wurden auf Pfähle gesteckt. Eben so gewiß ist’s, daß 1401 wiederum die Hamburgischen Schiffe unter den Rathsherren Nicolas Schocke und Hinrich Jennefeld den Seeräubern in der Weser eine Niederlage beigebracht, und 73 Gefangene gemacht haben, welche (so viele ihrer nicht unterwegs an ihren Wunden verstorben waren) ebenfalls am Grasbrook enthauptet worden sind.

Aber so lange Störtebeker und Godeke Michels am Leben waren, durfte man im Kampfe nicht nachlassen. Darum wurde 1402 aufs Neue eine Hamburgische Flotte ausgerüstet unter dem Oberbefehl der eben genannten Rathsherren. Das Hauptschiff hieß „die bunte Kuh,“ oder wie es in einem alten Volksliede genannt wird: „die durch das Meer brausende bunte Kuh aus Flaudern mit den starken Hörnern.“ Dies Schiff befehligte der Eigenthümer desselben, ein junger Kriegsheld, der sich unsterblichen Ruhm bei den Hamburgern erworben hat: Simon von Utrecht.

Die Vitalianer lagen bei Helgoland, wo sie auf die Hamburger Englandsfahrer lauerten, welche nun von den Kriegsschiffen begleitet in See stachen.

  1. Schilling
Empfohlene Zitierweise:
Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_113.jpg&oldid=- (Version vom 6.5.2018)