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lagerte, hart gedrängt. Da nun den Fürsten der Hamburger Beistand sehr wünschenswerth erschien, so kam Graf Heinrich in Person nach Hamburg gereis’t, um Hülfsvölker zu erbitten. Der arme Herr konnte nicht reiten und nicht schreiten, denn er war grade arg mit der Gicht geplagt, erschien also in einem Wagen und ließ vorm Rathhause stille halten. Da er nun nicht absteigen und ins Rathhaus gehen konnte, so kam auf seines Begleiters Herrn von Brockdorfs Ansuchen, E. E. Rath zum Grafen an den Wagen hinaus. Daselbst versammelten sich auch alsbald die vornehmsten Bürger und Unzählige aus dem Volke, welche insgesammt der wichtigen Staats-Verhandlung beiwohnten, die dergestalt, nach Art unserer ältesten Vorfahren, unter Gottes freiem Himmel gehalten wurde.

Der Graf gab nun zuvörderst seine große Noth beweglich zu verstehen und forderte die Hamburger auf, ihn, ihren Freund und Bundesgenossen, in dräuender Gefahr nicht zu verlassen, sondern ihm beizustehen, seines Hauses Recht zu behaupten. E. E. Rath, welchem zwar des guten Fürsten Mißgeschick sehr zu Herzen ging, glaubte dennoch, als Hüter des Gemeinwohls, dagegen erinnern zu müssen, daß Hamburg kraft seiner Privilegien von allen Kriegspflichten und Zuzügen gänzlich befreiet sei, weshalb die Stadt keine höchst präjudicirliche Ausnahme davon machen dürfe.

Da nun die umstehenden Bürger dies Wort des Rathes vernahmen und ersahen, wie Graf Heinrich dazu ein betrübt Gesicht machte, da erhuben sie ihre Stimme laut gegen den Rath, und Etliche traten vor und sprachen: Es bringe ihnen keine Ehre, dem Grafen den Zuzug zu weigern; man müsse den Rath zwingen, dem Grafen in ehrlicher Fehde zu Schutz und Trutz beizubringen. Andere redeten zu demselben Ziele klüglich und sprachen: Privilegia seien gut und nützlich, wenn aber Der, welcher sie gegeben, selber in der Feinde Gewalt

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_122.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)