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Großvater Otto also genannt) gewesen war, nach Hamburg herein geritten, allwo er im Rathskeller einen weidlichen Trunk liebte und gemeiniglich von etlichen Rathsherren daselbst bewirthet wurde. Von ihm wird nun Folgendes erzählt:

Als er einstmals also da sitzet und zecht mit den Hoch- und Wohlweisen und ist guter Dinge (und die Wohlweisen trachten, wie sie ihn noch fröhlicher machen und lassen ihm vom Mutterfäßchen den besten Firne-Wein zapfen), da ereignet es sich, daß unvermuthet schnell die Zeit verstrichen und die Stunde, da alle Stadtthore fest verschlossen werden, vorüber ist. Saß also Herr Otto in der Stadt und konnte vor Tagesanbruch nicht wieder heim. Die Hoch- und Wohlweisen aber – vielleicht waren es Herr Bürgermeister Hinrich vom Berge und die Herren Erich von Tzeven, Martin Swartekopp und Simon von Utrecht, allesammt berühmte Männer und tapfere Kriegshelden – wußten ihrem Ehrengaste das Unglück so vergnüglich vorzustellen, daß er sich nicht weiter darum grämte und der Einladung des Bürgermeisters, bis zum Morgen in seinem Hause Herberge zu nehmen, gern nachkam. Als nun der Graf daselbst angelangt, siehe da steht eine saubere Tafel mit den niedlichsten Speisen und herrlichsten Weinen zum Abendimbiß bereit, und des Bürgermeisters Hausfrau credenzt dem hohen Gaste den Goldpokal. Sie war eine feine schöne Frau und ließ es sich angelegen sein, den Grafen wohl zu bedienen und gemeinsam mit ihrem Herrn in fröhlicher Rede so gut zu vergnügen, daß er von all den guten Dingen schier lustig wurde. Und als nun der reichliche Wein auch sein Bestes that, da ist die schöne Bürgermeisterin mit lieblichen Worten und holdseligen Geberden den Grafen angegangen, daß er ihr doch das kleine Räumchen schenken möge, „dat lütte Rümeken“ zwischen dem Millern-Thore und dem Bach, der zur Elbe läuft, weil die Hamburger Frauen gern auf der

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_131.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)