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Stadt Gebiet ihr Linnen bleichen möchten. Und da sie so artig bat und der Graf ein ritterlicher Herr war, der einer bittenden Frau, zumal wenn sie schön war, nichts abschlagen konnte, er in seiner Vergnüglichkeit auch nicht genau sich entsann, daß das gewünschte kleine Räumchen eigentlich ziemlich groß sei – so gewährte er das Ansuchen günstig; und da zufällig Herr Hermann Kreyenberg, der Protonotarius, hinzu kam, und gleich eine Abtretungs-Urkunde darüber in die Feder fassen konnte, so unterschrieb der Graf Otto flugs und fröhlich den Brief und setzte sein Siegel dabei, worauf der Wein nach abgethanen Staats-Geschäften desto besser mundete, bis der Graf vom Bürgermeister und Protonotar, nicht ohne deren thätige Beihülfe, zu Bette geleitet wurde.

Andern Morgens, als er heimkehrend über das abgetretene „lütte Rümeken“ ritt, verwunderte er sich sehr über dessen Umfang, aber er war ein edelmüthiger Herr, der fröhliche Schwänke wohl leiden konnte, darum lachte er über die List seiner Gastfreunde, die er nun wohl verstanb, und ließ die Sache gut sein. Und wenn er später, wie noch oft geschah, gen Hamburg zu Weine und Biere ritt, so nahm er sich besser in Acht, und verpaßte niemals wieder die Stunde des Thorschlusses, und hat auch beim Bürgermeister niemals wieder geherbergt, und hat der schönen Frau Gevatterin lächelnd gesagt: um das ganze Hamburger Linnenzeug zu bleichen, möchte sie wohl seine ganze Herrschaft Pinneberg für ein – lüttes Rümeken ansehen und ihm fördersamst abschwätzen.

Also soll es gekommen sein, daß die Stadt Hamburg den großen Raum bis an den Altonaer Grenzbach erworben hat. Und die seine Art, wie damals die weisen Väter der Stadt für deren Vergrößerung sorgten, wollen wir loben, und die schöne Bürgermeisters-Frau dankbar preisen – auch wenn diese Geschichte nur eine Sage ist.

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_132.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)