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auch kostbares Silbergeschirr als Geschenk an Se. Majestät überbringen ließ.


57. Die Hamburger mögen nicht Kreuzfahrer werden.
(1464.)

Ao. 1464 kam des Pabstes Pius II. Botschafter, der alle Länder der Christenheit bereisete, um die Völker zum Kriege gegen den Türken auszurufen, auch nach Hamburg. Der verhieß großen Sünden-Ablaß Allen, die das Kreuz nehmen und wider die Ungläubigen kämpfen wollten. Aber in Hamburg gab’s dafür keinen Sinn; was rechtliche gute Bürger waren, die Haus und Heerd, Weib und Kind hatten, die mochten nicht in den fernen Krieg; ihr Kreuz trügen sie schon ohnehin, und ihrer Sünden Last würden sie auch sonst ledig, so meinten sie. Darum war der Zulauf derer, die das Kreuz und den Ablaß nahmen, nicht gar groß, und waren es meist verdorbene Gesellen oder fahnenflüchtige Landsknechte und herrenlose Leibeigene, die gewillt waren, mit dem rothen Kreuz die Löcher ihres Wamses und mit dem Ablaß die Blößen ihres Gewissens zu decken. Solch loses Gesindel trieb der Nuntius überall auf, aber nichts Besseres, und als sie abzogen, dachte Jeder: die Schächer werden das heilige Grab auch nimmer befreien; was auch nicht geschehen ist.

Es hat auch Keiner von den Gesellen, die damals als Kreuzfahrer aus unsern Gegenden zogen, die Heimath je wieder gesehene manche kamen noch bis Rom oder Venedig, aber da der Pabst zu Ancona starb, lief der ganze Schwarm, der so bärbeißig gethan und den Großtürken selber hatte auffressen wollen, wieder auseinander, der eine starb hier, der andere verdarb dort.

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_141.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)