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ähnlichen Vermächtnissen zu Mag. Joh. Reineke’s Stiftung gekommen, daraus bekanntlich E. E. Raths Wittwen getröstet werden, was doch auch dazu dient, die Mahlzeiten der noch lebenden Herren zu erheitern.

Das war also Herr Dr. Hinrich Murmester, den man mit Recht einen „vullenkamenen Borgermester“ nennen konnte, weil er in jedem Betracht tüchtig zum Regimente war. Solcher Männer hat’s in Hamburg von jeher viele gegeben, im Rathsstuhle und außerhalb, wie wäre sonst, trotz aller Zeitläufte Ungunst und Gefährdung, die Freiheit der Väter bewahrt, und aus deren Erbe eine so reiche, mächtige Stadt erblüht?


63. Die wunderbare Kohl-Wurzel.
(1482.)

Es lebten um 1480 in dem Hamburgischen Dorfe Eppendorf, welches dem Kloster zu Harvestehude untergehörig war, zwei Schwestern bäuerlichen Standes, die hatten von ihren Eltern weiter nichts geerbt, als einen großen Kohlgarten, von dessen Ertrage sie sich nährten. Da sie nun nicht ganz wohl verträglich mit einander lebten, so theilten sie den Garten in zwei Hälften, damit Jede ihr eigen Stück Kohlfeld hätte und darauf nach Belieben schalten und walten könnte. Die älteste der Schwestern war fleißig und wartete des Gartens früh und spät, so daß es mit natürlichen Dingen zuging, wenn ihr Kohl und sonstiges Gemüse immerdar trefflich gedieh und von den Hamburger Feinschmeckern vorzüglich gesucht war, was ihr guten Gewinn brachte; während in dem Gartenlande der jüngeren Schwester, die faul war und sich um nichts bekümmerte, nur schlechtes Gemüse zwischen vielem Unkraut zu Tage kam.

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_155.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)