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so beschickten sie Claus Schwarte, welcher zu dieser Winterszeit in der Stadt müssig und meistens im Stadt-Weinkeller lag, und befragten ihn, ob er sich zu einem Zuge wider die Buschklepper wolle gebrauchen lassen, wenn sie ihm genugsam Volk zur Hülfe geben würden. Als Claus Schwarte dies vernommen, dankete er dem Rathe freundlich, erbot sich alles dessen, doch sollten sie ihn nur allein rathen und thaten lassen. Holt deshalben heimlich seine Bootsteute und Soldaten zusammen, so alle auf der Bärenhaut lagen, und giebt ihnen insgeheim seinen Befehl, so daß keiner Menschenseele davon das Geringste bewußt wurde. Zur bestimmten Stunde bei Nachtzeit aber finden sich seine Leute, die auf verschiedenen Wegen und verkleidet herzu gekommen waren, vor dem bestimmten Orte im Wunneken-Brook ein, und als Claus Schwarte sie alle zu Haus hat, belegt und stürmt er das feste Haus, darin die Räuber beim Beutetheilen, Bechern und Würfeln wohlgemuth sitzen, also daß er nach kurzem Gefechte die ganze Bande gefangen nimmt. Dieweil er sie nun auf handhafter That öffentlich beschlagen, achtete er sich zu prompter Justizübung wohlbefugt; und dieweil, als gemeldet, allerlei Edelleute darunter waren, so setzte er ihnen so lange hart zu, bis sie ihre Namen bekennen mußten; die ließ er sodann auf Zettel schreiben, und einem Jeden seinen Namen um den Kopf binden; darnach aber, als sie bei zweien unterwegs aufgegriffenen München gebeichtet, ließ er ihnen allen durch den Büttel, den er heimlich mitgebracht, die Köpfe abschlagen und mit den Zetteln daran in einen Sack stecken, die Leiber aber allda einscharren; die vorgefundene gute Beute ließ er aufbinden und zum Beschluß das Haus an allen vier Ecken in Brand stecken. Dies alles passirte in einer einzigen langen Winternacht, und noch in derselbigen Nacht kam Claus Schwarte mit den Seinen heimlich zurück nach Hamburg, als wenn er nirgends gewesen

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_164.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)