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Lagen des groben Geschützes sogleich geentert, und die Hamburger waren so heftig auf den „fliegenden Geist“ gefallen, und hatten so tapfer auf dem Deck gefochten, Mann gegen Mann, daß dies gute Schiff Kniphoff’s bezwungen war, bevor der Hauptangriff gegen die Gallion geschah. Und die Schiffs- und Kriegsleute vom fliegenden Geist wurden gefangen und in den Schiffsraum gesperrt, so viel ihrer nicht im Streit erschlagen oder über Bord geworfen waren; sie waren von Kniphoff’s Gesellen die ersten, die’s empfanden, daß die Hamburger doch keine Apfelschützen sind.

Derweile hatte Dirik von Minden mit seinem Kraffel weniger Glück; er sollte den Bartum angreifen, aber sein Steuermann versah’s und lief auf den Grund, so daß dies Schiff fest saß und am Kampfe nicht theilnehmen konnte, welches Dirik sehr nahe ging. Jedoch schickte er sein Volk in Booten den andern Schiffen zu Hülfe, damit diese ihre Mannschaft verstärken möchten.

Während dies geschah und das Admiralschiff von der Gallion abgetrieben war, vergaßen die kleinen Bojer ihren Dienst nicht, sondern setzten allein dem mächtigen Feinde mit unaufhörlichem Schießen tapfer zu. Nun hielt aber auch Ditmar Kohl nicht länger zurück, sondern befahl hart auf die Gallion zu steuern, um den Hauptangriff zu wagen. Kniphoff, der Ditmar’s Kraffel heransegeln sah, glaubte, dessen Volk würde wie das des Admiralschiffes unter Deck sein; also machte er seinen Plan darnach, und ließ seine wehrhaftesten Männer allesammt auf’s Deck und an Bord treten, und befahl: sobald der Kraffel heran käme, sollten sie mit aller Macht ihn entern und darüber herfallen; so würden sie den Kraffel nehmen, ehe die Hamburger es sich versähen. Also hat Kniphoff nachmals seinem Beichtvater selbst erzählt.

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_180.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)