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ins Meer gestürzt waren, wie Manche freiwillig dort ihr Ende gesucht, das weiß man nicht, die Wellen trieben die Körper dahin, – aber der Todten von Kniphoff’s Volk waren Viele – auf der Gallion allein lagen hernach noch 88 Mann; der Verwundeten und Gefangenen Zahl mochte doppelt so groß sein.


IX. Kniphoff ergiebt sich, Victoria der Hamburger.

Als Claus Kniphoff seines Genossen, des rothen Claus, grausiges Ende gesehen, da wurde er inne, welch’ ingrimmig Volk die Hamburger Bootsleute wären; vor ihrer Uebermacht zu erliegen, unter ihren Schlachterbeilen zerhauen zu werden, das däuchte ihm noch widerwärtiger, als ehrliche Kriegsgefangenschaft, auf die er hoffte, wenn er sich freiwillig stellte.

Und noch einen Blick that er über den Kampfplatz, ob sich keine Möglichkeit der Rettung zeige; da er aber Alles verloren geben mußte, brauchte er noch einmal sein gutes Schwert, um sich durch die Bootsleute eine Bahn dahin zu erfechten, wo er Hamburger Kriegsleute gewahrte, denen wollte er sich ergeben. Und da ihm dies mit Mühe gelungen war, und er einen graubärtigen Rottmeister ersah, sprach er zu dem: nimm mich gefangen, lieber Kriegsmann! Der fragte hingegen: wer bist du? wie ist dein Name? Indem merkte Kniphoff, daß die Bootsleute mit blutigen Beilen ihn überall suchten und nach ihm schrieen, um ihn zu viertheilen, und dringender noch bat er: o lieber Krieger, ich bin Claus Kniphoff, der Hauptmann der Schiffe, schone meines jungen Lebens und verhehle mich vor den Bootsleuten! Und der alte Kriegsmann nahm ihn als Gefangenen in seinen Schutz, und nannte ihn laut vor allem Volk „Hinrik Moller,“ damit er unerkannt bleibe, und stieß die Bootsleute zurück, und deckte ihn vor ihren Beilen und führte, ihn aus der Gallion

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_184.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)