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sein sollen. Von den Schlangenknäueln im Jahre 1010 ist schon oben die Rede gewesen. Fernere Naturwunder sind folgende.

Ao. 1549 fing man in der Elbe beim Grevenhof, dem Eichholze in Hamburg gegenüber, einen ganz unerhörten Fisch, 6 Ellen lang und dicker als eine Hamburger Biertonne. Da sein Maul absonderlich stumpf war, so gaben die vaterstädtischen Gelehrten dem entdeckten Fisch sofort den Namen Stuvmuhl, was im Hochdeutschen so viel heiß als Stumpfmaul, wovon übrigens, wie es scheint, die wissenschaftliche Naturkunde weiter keine Notiz genommen hat.

Ein anderes Monstrum ließ sich im Jahre 1615 in der Elbe sehen, am meisten bei Teufelsbrück, wo es von jeher nicht geheuer gewesen ist, wie schon der Name sagt. Der Teufel muß in dem dortigen düstern Walde eine seiner vielen Herbergen gehabt haben, denn die Stelle des heutigen schönen Flottbecker Parks wird in alten Urkunden „des Düvels Boomgarden“ benannt; vielleicht auch war er dort vom Ritter Bertram in die Enge getrieben, welcher deshalb den hübschen Namen Möt-den-Düvel (Montemeduvele) führte. Genug, dort bei Teufelsbrück tauchte oftmals ein Monstrum aus den Fluthen oder sonnte sich nach Art der Robben auf den Sandbänken zur Ebbezeit. Es war gestaltet wie ein ungeheures Pferd mit einem riesigen Schweinskopf. Aus dem Rachen dräueten vier lange scharfe Zähne hervor. Alle Kugeln, die man auf das Unthier schoß, prallten wirkungslos ab von seiner hornharten Haut. Nach einiger Zeit aber, so melden die Chronisten, verlor sich solch Spectrum oder Gespenst gänzlich aus diesen Gewässern.

Ao.1638 schwamm in der Unterelbe bei Freiburg im Lande Kedingen ein gräuliches Ungeheuer umher, fast gestaltet wie ein riesiger Hirsch, mit spießigem Geweih auf dem Kopfe.

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_234.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)