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79. Was Alles im Jahre 1557 passirt ist.

Zum Ersten: Ein grimmiges Wolfesthier, so übers Eis der Elbe kommen war, that im Winter großen Schaden, erwürgete Menschen und Vieh rund um die Stadt, und ließ sich nicht fangen, so daß die Leute schon glaubten, er sei ein Wärwolf, der sich wieder zum Menschen zaubere, wenn er verfolgt werde. Am 10. Februar, Morgens früh, wollte die Ehefrau des Horner Hufners Arends nebst ihrer Magd zur Stadt gehen; da sie nun vom heiligen Geist-Gehöfte (so dem also genannten Hospital annoch zuständig) nach der hohlen Rönne kommt, wo dazumal ein Gehölze, da springt aus dem Busch das gräuliche Unthier mit mordlustigen Augen und Tatzen auf sie zu, beißt sie jämmerlich in Kopf und Lenden und läuft davon, da die Magd ein entsetzlich lautes Zetergeschrei anhebt und etliche Männer herzukommen. Die Bauerfrau aber starb am dritten Tage, so zerfleischet war sie; darnach ordnete der Landherr von Hamm und Horn ein Treibjagen an, das half. Der Wolf wurde aufgespürt im Hasselbrook und verlief und verfing sich in Jasper Buchwald’s Gehöfte; da schlugen ihn die Bauern erst todt und hingen ihn dann, wie man einen Missethäter justificiret, mit einem Strick um den Hals an dem größten Eichbaum der Heerstraße auf, zum Wahrzeichen, daran Jedermann sehen könne: also verfährt man zu Hamm und Horn mit boshaftigen Wölfen.

Zum Andern: Am 27. März wurde in Hamburg zuerst zur nächtlichen Besetzung der Wälle eine ordentliche Bürger-Wache angerichtet, was etwas ganz Neues war und viel Aufsehens bei den Bürgern machte, weshalb man es auch darnach benennet. Es war aber damit nicht weit her und nicht weit hin, denn bald wurden solchem Bürger-Aufsehen die Augen schläfrig und die Glieder lahm, und es kam dahin,

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_236.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)