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wer einiges Geräusch machte, büßte es mit 4 Schillingen in die Armenbüchse.

Dann mußten sie sich auch als Männer von scharfen Zähnen und kräftigen Magen bekunden, um symbolisch zu erweisen, daß sie geschickt seien, harte Pillen zu verschlucken, in saure Aepfel zu beißen, Uebeleingebrocktes zu verzehren und sich in der Brüderschaft Angelegenheiten „durch Dick und Dünn zu fressen.“ Die Hauptprobe dieser, für jeden Gemeinwohls-Vorsteher ersprießlichen Qualitäten war: daß sie nach sonstiger Mahlzeit, ein ganzes Huhn mit Haut und Knochen verzehren mußten, welche Sitte jedoch später, bei abnehmender Kräftigkeit der Menschheit, durch Zahlung von 1 Orts-Thaler abgelöst wurde. Endlich mußten sie auch ihre Fertigkeit im Malz-Messen zeigen.

Am Johannistage kamen dann die Alterleute mit dem Baumtrager und den sechs Vorsprachen wieder zusammen, um eine kleine „Höge“ zu halten, ein fröhliches Festmahl zum Besten und auf Kosten der Brüderschaft; Tags darauf fand ihre feierliche Lustwandelung statt, da sie denn ganz ehrbar und langsam durch die Straßen zum Thore hinaus zogen, meist vors Steinthor nach dem Strohhause, seltener nach dem Hamburger Berge. Dabei mußten die Vorsprachen in ihrem Ehrenkleide erscheinen, das war ähnlich wie der Reitendiener Kleidung beim Leichentragen (die alte Feiertracht ehrbarer Bürger), was ihnen und gesammter Brüderschaft kein geringes Ansehen gab.

Sodann waren vordem die neuen Vorsprachen auch gehalten, ihr Haupthaar ganz kurz und glatt zu scheeren und nur an jedem Ohr ein Schöpflein längerer Haare stehen zu lassen. Das war auch von wegen ihres Ehrenamtes. Denn vormals trug das Volk der Knechte, Gesellen und andere ganz geringe Leute, das Haar langwüchsig auf die Schultern

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_254.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)