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da ist das furchtbarliche Krachen erfolgt und das Schiff aufgeflogen.

Sonntags darauf ist in allen Kirchen von diesem erschrecklichen Ereigniß gepredigt und für die armen Verunglückten gebetet. Und Herr Mag. Hardkopf, Pastor zu St. Nicolai, hat seinen Sermon drucken lassen, unter dem Titel: „Denk’ daran, Hamburg!“


Hiebei hat sich auch noch diese nachdenkliche Geschichte zugetragen. Es hatte die Wittwe Krampen auf dem Brook ein einziges Kind, eine stille sittsame Tochter von 20 Jahren, lieblichen Angesichts und bei Jedermann wohlgelitten. Und Hinrich Kräffting, der Handlungsdiener einer der Rheder, hatte sie lieb und wollte sie gern heirathen, was der Mutter schon recht war. Selbiger bat nun die Jungfer, daß sie mit seines Principals Familie nach dem Schiffe fahren möchte, wo er seine Gelegenheit zu ersehen und die Werbung anzubringen gedachte. Sie wollte aber nicht und bat auch gar beweglich ihre Mutter, sie mit der Ausfahrt zu verschonen; endlich aber, als diese stark in sie gedrungen, hat sie geantwortet: liebe Mutter, Euch zu Gefallen will ich’s thun, aber Gott weiß es, mein Herze ist gar schwer dabei. So ist sie denn mit ihrem Liebsten hinausgegangen, und beider Seelen sind vereint gen Himmel geflogen.

Die Mutter hat sich nun dies klägliche Ende ihrer lieben Tochter dermaaßen zu Gemüthe gezogen, daß kein Trost bei ihr verfangen wollte, da sie sich als die Mörderin ihres frommen Kindes ansah. Letztlich verfiel sie in Tiefsinn und sagte: wenn sie sich etwa einmal verlieren sollte, so möge man sie dort suchen, wo ihre Pantoffeln stünden. Eine Zeit darnach geht sie auf den Bleichplatz hinter ihrem Hause am Brook. Eine Dirne, die daselbst beim Zeuge sitzt, ruft ihr noch zu: sie möge

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_277.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)