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Text: Ev. Matth. 19, 21: „gehe hin, verkaufe, was du hast, und gieb’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben,“ (und Vers 23) „denn ein Reicher wird schwerlich ins Himmelreich kommen,“ einen gar beschaulichen und erbaulichen Sermon hielt, dennoch wollt’ es bei den Unsrigen nicht verfangen, und sie blieben, was man damals hieß, „verstörzt.“ Und selbst die Ehren und Freuden der königlichen Tafel, bei welcher sie auf Sr. Majestät freundliche Einladung als seine lieben Gäste erschienen, konnte ihren melancholischen Tiefsinn nicht zerstreuen; und einigermaaßen froh waren sie erst, als sie mit gutem Urlaub und Geleitsbrief vom Könige entlassen, sich wieder mit ihren glücklich geretteten 34 Wagen etliche Meilen von Spandau auf dem Wege nach Hamburg befanden. Herr Pastor Moller hatte gut trösten, der hatte natürlich kein Geld gehabt, also auch keins verborgen müssen, sondern noch obendrein für seine Predigt ein ansehnliches Douceur als königliche Verehrung bekommen, war also der Einzige, der bei dieser unglücklichen Fahrt nicht übel gefahren war.

Und daheim in Hamburg, als die Geschichte ruchtbar wurde, ist viel Redens davon gewesen, viel Bedauerns und Wehklagens über die ausgezogenen Vettern und Gevattern, auch viel Zürnens und Scheltens gegen den König, von dem man sich Besseres vermuthet hatte, als solch ungastliches Benehmen gegen redliche Hamburger Bürger. Und darunter war der alte Rathmann Hermann Rentzel, der vergaß es dem König nicht, und wenn er später von irgend einer übeln Vergeltung eines ehrlichen Vertrauens hörte, so pflegte er die Stirn zu runzeln, heftig auszuspucken und zu sagen: „Pfui Deubel, dat heet ick na Spandau fahren, um den König to sehn!“ Welche Redensart in diesem Sinne sprüchwörtlich geworden ist. Bei Andern aber war viel Lachens und Spottens über die Geschichte, denn es liegt einmal in der Menschen

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_286.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)