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und ließ ihn, die schärfere Strafe Gott anheim stellend, bloß einfach und in der Stille enthaupten, zwischen den Thoren, Morgens um 4 Uhr. Das geschah, um die schaulustige Menge abzuhalten, ihr selbst zum Gewinn, damit kein Unheil geschehe durch des boshaften Kerls letzten Blick oder durch einen verspritzten Tropfen seines verteufelten Blutes.


98. Vom Gesundbrunnen.
(1633.)

Am steilen Abhange des Borgfeldes, dem Ausschläger-Wege grade gegenüber, entspringt ein schönes klares Quellwasser, welches nicht nur von den Nachbarn gern getrunken, sondern auch in die Stadt gefahren und daselbst für ein Billiges verkauft wird. Diese Quelle heißt der Gesundbrunnen, und das kommt daher. Ein Bauer im Dorfe Horn, ein frommer einfacher Mann, hatte einen bösen Finger. Da er nun täglich zur Stadt gehen mußte, und einstmals (es war am 24. Januar 1633) grade an jener Stelle des Weges seiner empfindlichen Schmerzen wegen eine Weile ausruhete, da hat er Gott im brünstigen Gebete um Heilung gebeten. Und wie er neben sich rieseln hört und sich umschaut, da sieht er plötzlich eine Quelle hervorsprudeln, wo vorher nur trockener Grasboden und Lehm gewesen. Als er nun, darüber erstaunt, von ungefähr seinen kranken Finger hineintaucht und rein wäscht, da schwindet ihm strax ein gut Theil seiner Schmerzen; und als er’s noch etliche Tage wiederholt, wird er völlig heil und gesund. Und er lobte Gott und erzählte das Wunder seiner Freundschaft, und so ward die Tugend des Brunnens ruchtbar, und von allen Orten, und zumal aus der Stadt, kam eine Menge preßhafter Leute, vornehme und geringe, zu solchem

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_289.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)