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Brunn. Und die mit dem rechten Glauben an Gottes gnädige Hülfe kamen, wurden alle gesund und hingen allda ihre Krücken auf, mit denen sie herausgekommen waren, zum Zeichen, daß sie genesen, und priesen Gott und opferten milde Gaben, so daß diese Quelle gefaßt und ein artig Häuselein darüber erbauet werden konnte. Solche Wunder- und Heilkraft des Gewässers dauerte aber nicht sehr lange. Denn da Einige derer, die herauskamen, mit unbußfertigem Gemüthe und gottlosen Gedanken Genesung von ihren Gebrechen suchten, Andere eitel Muthwill oder schändlichen Wucher mit der gütigen Gottesgabe trieben, die Meisten aber, die geheilt wurden, Gott dafür zu danken vergaßen, und nicht anders vermeinten, als es müsse also sein, so that Gott ein Einsehen, und nahm von der Quelle die Heilkräftigkeit wiederum fort, zur Strafe des undankbaren Geschlechts. Zu Wolfgang Henrich Adelungk, des Schulhalters und Historici Zeiten (um 1696), haben die Krücken noch allda gehangen, dann sind sie weggekommen. Das Wasser heißt zwar noch heutigen Tags der Gesundbrunnen, und die Häuser längs der Straße heißen auch beim Gesundbrunnen, aber es thut’s jetzt nicht mehr, wenn’s auch noch ein recht klares angenehmes Wasser ist, etwas säuerlich mineralischen Geschmackes, und gern getrunken wird.


99. Von einer Entführung.
(Um 1635.)

Zur Zeit des 30-jährigen Krieges, da die Schweden im Lande Holstein gehauset hatten und eben abgezogen waren, ereignete sich eine denkwürdige Entführungsgeschichte. Ein Schwedischer Oberst, ein noch junger schöner Herr, der durch seine wunderbare Tapferkeit so schnell vorgerückt war, hatte

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_290.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)