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sehen lassen, so erscheinen sie jederzeit von der Fußspitze bis ans Kinn verhüllt; zuweilen geschmückt mit goldenen Ketten, tragen auch mitunter an allen Fingern dicke goldene Ringe, – und also sieht man sie gemessenen Schrittes majestätisch einherwandeln.“

Davon, daß die Hamburger Frauenzimmer damals (mindestens noch 10 Jahre früher) in ganz unerhörter Weise neugierig und fürwitzig gewesen sind (Eigenschaften, welche ihnen jetzt völlig abgehen), sagt der galante Franzose kein Wort. Sie hatten es aber kurz vor 1626 damit so weit getrieben, daß sie bei allen Feuersbrünsten, Aufläufen und Tumulten aus purer Curiosität allemal sich dicht herzudrängten, und gar nicht wegzubringen waren, obgleich sie den angeordneten Maaßregeln im Wege standen. Da alle vernünftigen Ermahnungen dagegen fruchtlos blieben, so schritten endlich Rath und Bürgerschaft ernsthaft ein, und geboten (im Art. 33 der Wacht- und Feuer-Ordnung vom Jahre 1626), daß bei Zeiten und Stunden des Tumults und Feuerlärmens platterdings keine Frauen, Jungfern, Weiber, Mägde und Kinder auf den Gassen sich finden lassen sollten, bei Strafe des Verlustes „des obersten ihrer Kleidungsstücke.“ Man wußte wohl, wo man sie am empfindlichsten, also am wirksamsten fassen mußte, denn vom Anzuge, Putz und Schmuck mißt kein Frauenzimmer das Geringste. Das ging aber nur auf die Wohlhabenden unter dem neugierigen Weibervolke, und sehr vorsichtig fügte das Gesetz hinzu: „sofern sie deren (der Kleidungsstücke) nicht viel werden über der Haut haben“ (folglich mit Anstand nichts davon entbehren können), „so sollen sie statt dessen tapfer dafür abgeschmieret, und Andern zum Abscheu mit Schlägen bezahlet werden.“

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_296.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)