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zu regnen beginnt (so erzählt die Chronik), so läuft jener Rinnstein ganz voll Wassers, und also ersoff der versoffene Kirchspielsläufer ganz elendiglich in der Gosse, und wurde am andern Morgen als ein todter Mann herausgezogen. Konnte man also wohl sagen: „der Tod ist der Sünde Sold.“


102. Elephant, – Neger, – Mißgeburt.
(1638.)

Die Chroniken vermelden uns von dreien merkwürdigen Ereignissen des Jahres 1638 Folgendes:

Am 23. Juni ist zum ersten Male ein Elephant nach Hamburg gekommen, der alsobald mit obrigkeitlicher Erlaubniß auf dem Einbeck’schen Hause öffentlich zu sehen gewesen ist.[1] Vordem hat man solch Geschöpf Gottes nur aus den Bildern von der Schöpfung und der Arche Noah gekannt. Es ist ein großmächtiges Thier gewesen, auf dessen Ohrlappen und „Schnabel“ der dickste Kerl Platz genug hatte; und sein Führer hat gesagt: es wäre anjetzt noch klein und erst acht Jahre alt, wenn es aber ausgewachsen sei, dann würde es noch immer größer. Gedachter Führer war ein gar winzig Männlein, verstand aber gleichwohl den großen Colosser mit einem eisernen Hakenstock wohl zu tractiren, und lenke ihn, wie man ein Hündchen regiert. Der Elephant konnte auch viel artige Kunststücke, am liebsten aber mochte er mit seinem Rüssel ein paar Stübchen Wein oder ein Faß Bier fassen und mit einem Male ausschlürfen, was ihm viele Bewunderer zu Wege brachte. Etliche Liebhaber vom Reiten versuchten auch seinen Gang, er ging ihnen aber einen zu starken Paß und trottete gar zu hoch. Obgleich nun Jeder, der dies noch nie hier gewesene Naturwunder beschauen wollte, baare 4 [Sch.][2] Lübsch erlegen mußte,


  1. Es handelte sich um die Elefantendame Hansken, die zwischen 1637 und 1655 mit ihren Kunststücken auf Jahrmärkten in den Niederlanden, in Deutschland, der Schweiz und in Italien gezeigt wurde.
  2. Schilling
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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_299.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)