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so war doch allezeit ein mächtig Gedränge dazu, sintemal die Hamburger etwas curios sind, sofern es was Neues zu sehen oder zu hören giebt.

Um diese Zeit kam auch mit einem Schiffer aus Indien ein kleiner Mohr, ein Negerbübchen von fünf Jahren, nach Hamburg, und war erschrecklich schwarz. Als ihn aber die Weiber am Hopfenmarkte sahen, da fanden sie ihn wunderlieblich, wie denn das Frauenzimmer oft einen seltsamen Geschmack offenbart, sonderlich betrefflich des Ausländischen. Und die Weiber herzten und küßten den kleinen Teufel und nannten ihn liebkosend: „lütten söten swarten Engel!“

In demselben Jahre ereignete es sich, daß hierorts hinterm breiten Giebel ein erschreckliches Monstrum geboren wurde. Die Eltern waren geringe Leute, die beständig in Hader und Zank lebten, mit sich, mit den Nachbarn, mit Gott und der ganzen Welt, auch von Gottes Wort nichts wissen wollten, und ein so gräuliches Fluchen in der Gewohnheit hatten, daß Jedem angst und bange wurde, der solch lästerlich Sacramentiren nur von fern hörte. Und daß Gott die Flucher und Lästerer strafen wird, das war ihnen unterschiedlich, auch vom Gerichtsherrn, in Erinnerung gebracht, der ihnen auch durch Züchtigung und Incarcerirung in der Roggenkiste das Gewissen zu schärfen versuchte, – aber vergebens! Da sie nun wiederum einander und das zu erwartende Kindlein ganz ruchlos verflucht hatten, da traf sie Gottes Strafgricht mit dem abscheulichen Wechselbalge, so ein Ungethüm war mit zwei Schweinsohren, sechs Augen und mit zwei Hörnern auf dem Kopfe, daran man klärlich der bösen Eltern eingeteufelte Natur erkennen konnte. Dies Monstrum lebte bis zum folgenden Tage, dann starb es und wurde verscharrt, da es für ein christlich Menschenkind unmöglich zu achten war. Muthmaaßlich war bei der Geburt desselben noch was Absonderliches passirt, ein Höllenspuck

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_300.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)