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und also sich vor ihm mehr denn vor Hirtenbuben und geringem Volke in Obacht genommen. Sie kannten wohl auch Herrn Risten schon, daß er Hünengräber aufdecke, und uralte Urnen, Leichgeschirre und Aschenkrüge daraus nehme, und also fürchteten sie ihn zwiefach vor allen Menschen.

Aber bis zu Zeiten der großen Weltunruhe, die man den nordischen Krieg nennet, sind sie noch oftmalen bei Tage wie bei Nacht von Bauern und andern schlichten Leuten gesehen worden. Darnach haben sie sich verzogen, wiewohl Etliche in Sülldorf, Rissen und da herum sie noch heutiges Tages verspüren wollen, wie auch Greten Dütsch, die Blankeneser Botenfrau, erzählt hat, die selber bei Nacht und Nebel von den Unterirdischen wollte auf Irrwege geführt und geneckt sein. Aber was Greten Dütsch gesagt, dem ist nicht zu trauen, weil ihr Geist fast allezeit in Nacht und Nebel befangen war, sintemal sie mehr als billig dem leidigen Branntwein zusprach, wie männiglich bezeugen wird, der Greten Dütsch gekannt hat, die nun wohl schon längst todt sein mag.


Herr Rist, dessen Voreltern aus dem Reich stammeten, hat noch etliche Jahre in hohem Ansehen und Ehren zu Wedel gelebt. Außer der Gottesgelahrtheit, Predigt und Seelsorge trieb er auch die Poeterei, darinnen er durch herrliche geistliche Gesänge, deren einige wir noch heute zu unsrer Andacht und Erbauung in den Kirchen singen, wie imgleichen durch treffliche weltliche Oden also berühmt geworden, daß Kaiser Ferdinand III. ihn als Poeten gekrönet, in den Adelstand des Reichs und zum kaiserlichen Pfalz- und Hofgrafen erhoben hat; in seinem Wappen steht der dichterische Schwan sammt Stern und Mond (ob letzterer auf die versuchte Erkundschaftung der Unterirdischen sich bezieht, weiß ich nicht); und die Muse der

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_309.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)