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Häusern vertheilt, an den Straßenecken angeklebt werden, damit das herrliche Beispiel königlicher Gelassenheit und Gemüthsruhe, – täglich vor Augen gehalten und bei jeder klirrenden Theetasse ins Gedächtniß gerufen, – auf die schönen Hamburgerinnen heilend wirken könnte.

Ob das Uebel auszurotten, das ist zu bezweifeln; – da es ein Erbübel, so steht zu fürchten, daß es noch nach hundert Jahren hiemit ebenso betrübt steht als jetzt; es wird vielleicht in andern Formen, mit anderem Namen auftreten, im Wesen aber die sonst so trefflichen liebenswürdigen Frauen Hamburgs ebenso plagen als jetzt.


122. Von ochsigen Dingen.
(Um 1730.)

Seit alten Zeiten haben die Ochsen in Hamburg einen großen Werth gehabt, wie ihr Name einen guten Klang. Neben dem Biere hatte das Ochsenfleisch den guten Ruf Hamburgs im Auslande erhöht. Und noch mehr als unsere dem Derben und Massigen minder gewogene Gegenwart, wußte die Vergangenheit den Ochsen zu schätzen.

Um 1730 lebte zu Hamburg Herr Balthasar, ein Rathmann von altem Schrot und Korn, wohlbeliebt wie wohlbeleibt; der überragte wie König Saul das Volk um eines Hauptes Länge, und wohin er trat, da wuchs kein Gras. Die Arbeitsleute, wenn sie ihm auf der Straße nachsahen, redeten ihm gern das Beste nach, was sie wußten, darum sagten sie wohl: „dat is noch’n Kerl ass’n Oss!“ Er besaß viel practische Einsichten und Erfahrungen, war freundlich und gutherzig, so daß Jeder ihn ehrte, und seiner Gemüthlichkeit wegen liebte. Man konnte von ihm sagen: in der

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_359.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)