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dem Rechten, und verließ sich nicht auf Andere. Darum, als er seinen Sohn etablirte, und ihm das Hauptbuch übergab, schrieb er eigenhändig nach dem großen Lateinischen „Laus Deo“ fogenden Denkspruch vorn hinein: „Gott givt uns wol de Ossen, man wi möten se bi de Höörn in’t Huus trecken.“

Einst that Herr Balthasar einen schweren Fall, er stürzte kopfüber eine Speichertreppe hinunter und schlug auf der Gasse mit der Stirn gegen einen Eckstein - „he slög dal ass’n Oss,“ – so daß er bewußtlos liegen blieb. Man hob ihn auf, trug ihn ins Haus, – allmählig kam er aus tiefer Ohmnacht zu sich und begrif das Vorgefallene. Seine ersten Worte aber waren, indem ein zufriedenes Lächeln fein ehrliches Antlitz verklärte: „na, nu wees ick doch ook, wie’n Ossen to Mood is, wenn he een’ vör’n Kopp krigt!“


123. Von Herrn Stoltenbarg.
(Um 1740.)

Vor etwa hundert Jahren lebten in den Vierlanden Herr Stoltenbarg, ein großer reicher Bauer. Ein reicher Vierlander Bauer, das ist keiner von denen, die nach Hamburg kommen, Gemüse und Obst zu verkaufen, und daheim meistens nur Hänslinge und Höker sind, – sondern es ist ein Mann, der Haus, Hof und Ackergut zu Eigen hat, und darauf lebt wie ein Ritterguts-Besitzer, nur zuweilen noch bequemer und solider. Er trägt zwar auch die Vierlander Tracht, vom feinsten Tuch mit großen Silberknöpfen daran, – aber wenn er einmal außer Landes geht so kann er so vornehm sich kleiden und benehmen, daß man ihn für einen incognito reisenden Prinzen halten möchte. Etwas stolz sind diese reichen Vierlander Bauern wohl, sie sind aber auch nichts

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_362.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)