Seite:De Benzler Leben 115.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Bis dahin war die Allgemeinheit von der bevorstehenden großen Feier nicht sonderlich berührt worden, es schien das rechte Verständnis für sie zu fehlen trotz der eingehenden Aufklärung, die ich den Gläubigen bereits im Fasten-Hirtenbriefe gegeben hatte. Als ich aber das genannte päpstliche Schreiben meinen Diözesanen bekannt machte, da fuhr es wie ein elektrischer Funke in die Massen, und jetzt entstand eine religiöse Bewegung, wie Metz und Lothringen sie wohl noch nie gesehen hatten. In Metz besonders regten sich alle Hände, und als die Stunde des Kongresses kam, stand die alte Metis da wie eine Braut geschmückt für ihren Bräutigam.

Der Verlauf des Kongresses war überaus schön und erhebend. Er bot Glanzpunkte, die unvergeßlich bleiben. So die herrlichen gottesdienstlichen Feiern im Dome, besonders die ergreifenden Abendandachten mit den herrlichen eucharistischen Predigten. Wer z. B. die Predigt des Bischofs Keppler von Rottenburg über das Vater unser und die Eucharistie mit ihrem großartigen Schlußworte gehört hat, der wird sich zeitlebens daran erinnern.

Die Schlußprozession[1] gestaltete sich zu einer Kundgebung katholischen Glaubens und Lebens, wie sie Lothringen kaum jemals so schön und großartig erlebt hat. »So etwas sieht man nur einmal in seinem Leben, sagte ein schlichter Mann aus dem Volke.

Und die Früchte? Mit Dank gegen Gott muß ich bekennen, daß sie überaus gesegnet waren. Die eucharistische Bewegung fand bei uns eine kräftige Anregung; besonders wurde die häufige und tägliche Kommunion dem Verständnis des Volkes näher gebracht, so daß in der Folge die Zahl der jährlichen Kommunionen in der Diözese bedeutend zunahm.

Wir haben seitdem nicht aufgehört, diese eucharistische Bewegung zu unterhalten und zu fördern. Im Jahre 1910 feierten wir einen Eucharistischen Diözesankongreß[2], und dann wurden in verschiedenen

  1. An ihr nahmen einunddreißigtausend Männer und Jünglinge teil, hunderttausend Fremde waren an diesem Tage in Metz.
  2. Vgl. darüber im 11. Abschnitte des Nachtrages.
Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_115.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)