Seite:De Benzler Leben 116.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dekanaten Kantonalkongresse veranstaltet, die dank dem Eifer des Klerus überall glänzend verliefen und reiche Früchte des Segens brachten. Der Krieg hat leider diese schönen Veranstaltungen unterbrochen. Sobald aber die Friedensglocken wieder läuten, sollen sie auch, so Gott will, die Gläubigen wieder zu den eucharistischen Festen rufen.

Der Kongreß von Metz hatte die weitere schöne Wirkung, daß er diese großen eucharistischen Veranstaltungen ins katholische Deutschland einführte und ihnen bei uns gleichsam das Bürgerrecht erwirkte; denn bis dahin waren sie vielfach als etwas ausschließlich Französisches angesehen und bewertet worden. Seine Eminenz Kardinal Fischer war von dem Verlaufe des Kongresses so sehr befriedigt, daß er den Kongreß für 1909 nach seiner Metropole Köln einlud.

Im Jahre 1908 fand der Internationale Eucharistische Kongreß in London statt. Da Erzbischof Bourne von Westminster die Metzer Tagung mit seiner Anwesenheit beehrt hatte, durfte ich der Londoner nicht fern bleiben. Für die Bischöfe war daselbst in sehr praktischer Weise Sorge getragen. Einem jeden stand für die Zeit des Kongresses ein Automobil zur Verfügung, eine Annehmlichkeit, die sich bei den weiten Entfernungen als notwendig erwies. Die Veranstaltungen in London machten der Weltstadt alle Ehre. Die Feiern in der neuen Westminster-Kathedrale waren erhebend; die Hauptversammlungen in der riesigen Albert-Hall übertrafen alles, was ich in dieser Art bisher gesehen hatte. Die Teilnahme von seiten des Episkopates war eine große; wohl an die neunzig Bischöfe waren anwesend, darunter die Kardinäle Gibbons (Baltimore), Ferrari (Mailand), Logue (Armagh), Mathieu (Rom), Mercier (Mecheln). Die Schlußprozession konnte als theophorische nicht gehalten werden aus Furcht vor Störungen seitens der protestantischen Bevölkerung; man beschränkte sich auf einen Umzug der Bischöfe und des Klerus. Die Polizei mußte zur Aufrechterhaltung der Ordnung manchmal recht kräftig eingreifen.

Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_116.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)