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Auf dem Eucharistischen Kongreß zu London traf mich die Nachricht vom Hinscheiden des Erzabtes Plazidus († 13. September 1908). Ich reiste darum sofort von London nach Beuron, um an der Beisetzung teilzunehmen. Es war eine ergreifende Feier. Erzbischof Nörber von Freiburg zelebrierte das feierliche Requiem und nahm die Beisetzung vor; Abt Alban von Emaus hielt die eindrucksvolle Leichenrede.

Es war kein gewöhnlicher Mann, den man zu Grabe trug. Erzabt Plazidus war ein Mann des Glaubens, des Gebetes und strenger Abtötung. Begeisterte Hingabe an die heilige Kirche und an seinen Beruf zeichnete ihn aus. Keine Mühe war ihm zu groß, kein Weg zu weit, wenn es galt, die Interessen Gottes und des heiligen Ordens wahrzunehmen. Ruhe hat er sich nie gegönnt; buchstäblich fand auf ihn das Psalmwort Anwendung: »Der Eifer für dein Haus verzehrte mich« (Ps. 68, 10)! Dabei war er heiter und aufgeräumt im Umgang; seine frohe rheinische Natur verleugnete er nie. Großes hat er geleistet, und die Beuroner Kongregation verehrt ihn mit Recht als ihren zweiten Gründer. Mir war er als Oberer ein liebender Vater, und auch in meiner späteren Stellung bewahrte er mir seine treue Zuneigung. Sein Andenken bleibt mir teuer, lebendig in dankbarer Liebe[1]. Zu seinem Nachfolger wurde Abt Ildefons Schober von Seckau gewählt, ein treuer Schüler des Erzabtes Maurus, der die Kongregation weiter führte im Geiste ihrer Gründer.[2]

Im Jahre 1909 befiel mich eine ernste Krankheit, die zwar bald überwunden war, mich aber nötigte, die Firmungsreisen zu unterlassen. Statt meiner übernahm diese Msgr. Cénez, Apostolischer Vikar von Basutoland. Derselbe, ein gebürtiger Lothringer und Mitglied der Kongregation der Patres Oblaten von der Unbefleckten Empfängnis, war kurz vorher in der Kathedrale zu Metz von seinem Generalobern Erzbischof Dontenvill konsekriert worden. Auf den Firmungsreisen spendeten ihm die Gläubigen reiche Almosen für seine Mission.


  1. Biographie des Erzabtes Plazidus Wolter von P. Sebastian v. Oer (1909).
  2. Gestorben am 28. Februar 1918.
Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_122.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)