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Einige Jahre später empfing ein zweiter lothringischer Missionsbischof im Dome zu Metz die bischöfliche Weihe, Msgr. Léonard von den Weißen Vätern. Konsekrator war der Generalobere dieser Genossenschaft, Bischof Livinhac. Sein Missionsgebiet ist das apostolische Vikariat von Unyanyembe im früheren Deutsch-Ost-Afrika.

Der Orden von der Heimsuchung Mariä feierte im Jahre 1910 das dreihundertjährige Gedächtnis seiner Gründung. Bei dieser Gelegenheit sollte in Annécy die feierliche Übertragung der Reliquien des heiligen Franz von Sales und der heiligen Franziska von Chantal in das neu erbaute Kloster stattfinden. Der Einladung zu dieser Feier leistete ich um so bereitwilliger Folge, als ich auf diese Weise den Schwestern von der Heimsuchung in Metz eine Freude bereiten und den lang gehegten Wunsch, die Stätten der Wirksamkeit des großen heiligen Bischofs von Genf zu besuchen, verwirklichen konnte.

Die Jubelfeier begann in der Kirche der Heimsuchung mit der feierlichen Vesper vor den Schreinen mit den Reliquien der beiden Heiligen; Bischof Rumeau von Angers hielt die Festpredigt. Des anderen Morgens sollte die Übertragung der heiligen Reliquien um acht Uhr beginnen; zwei volle Stunden mußten wir warten, bis die Bischöfe, die in großer Zahl erschienen waren, in die Prozession eintreten konnten. Die Volksmenge war schier unübersehbar. Langsam durchschritten wir die festlich geschmückten Straßen der Stadt; dann nahmen uns Wagen auf, die uns zum neuen Kloster emporführten. Hier war auf freiem Platze ein weites Zelt aufgeschlagen, wo vor den Reliquien der Heiligen Kardinal Maffi, Erzbischof von Pisa, das Pontifikalamt feierte. Eine großartige Szenerie tat sich vor uns auf, ein Gebirgspanorama von einzigartiger Pracht. Die hehre Feier vollzog sich in ihrer liturgischen Schönheit in Gegenwart der Bischöfe und einer unermeßlichen Schar von Gläubigen. Die Predigt, die der berühmte Kanzelredner Bischof Touchet von Orléans halten sollte, mußte der vorgerückten Stunde halber auf den Nachmittag verschoben werden.

Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_123.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)