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Die Domschule, die in St. Klemens ihr Heim hat, konnte bei den Patres Franziskanern ihren regelmäßigen Unterricht halten.

Dem Klerus muß ich das Zeugnis geben, daß er in dieser schweren Zeit vollauf seine Pflicht getan hat, nicht nur zu Anfang des Krieges bei der Mobilmachung, sondern auch weiterhin. In den Grenzpfarreien im Kampfgebiete blieben die Seelsorger - und bleiben zum Teil noch -, so lange es nur möglich war, selbst da, wo die Ortschaften stark beschossen wurden. Erst als diese militärisch geräumt wurden, gingen auch die Pfarrer fort, machten sich dann aber anderswo nützlich. Leider sind noch immer etwa fünfzehn unserer Priester als verdächtig des Landes verwiesen und genötigt, jenseits des Rheines sich aufzuhalten. Es ist zu bedauern, daß die Militärbehörde den also Getroffenen keine Möglichkeit gibt, sich zu verteidigen oder Mißverständnisse aufzuklären; denn daß Mißverständnisse und gehässige Angebereien vorliegen, ist außer Zweifel. Eine ziemliche Anzahl jüngerer Geistlicher ist eingezogen und tut Dienste in den Lazaretten und in den Bureaus. Mehrere sind in den Osten, nach Breslau, verschickt, wo man sie mit großer Zuvorkommenheit behandelt. Unterdessen fehlen aber bei uns in einigen größeren Pfarreien die nötigsten Hilfskräfte.

Die Korrespondenz muß im Grenzgebiete offen geführt werden. Nicht einmal der Bischof, der doch dem Kaiser den Eid der Treue geschworen hat, kann mit den Pfarrern frei, d.h. in geschlossenen Briefen, verkehren, ein Mißstand, der in der Verwaltung der Diözese sehr peinlich empfunden wird.

Großen Schwierigkeiten begegnet das Predigen in französischer Sprache. Der Kommandant der Festung Diedenhofen untersagte eigenmächtig den Gebrauch des Französischen im Gottesdienste. Später erging ein gleiches Verbot von seiten des Militärpolizeimeisters von Metz für die Pfarreien Montigny und Longeville. Erst als ich mich mit einer energischen Vorstellung an den Reichskanzler und den Statthalter wandte, wurde das Verbot zurückgenommen.

Bei alledem soll nicht verschwiegen werden, daß die Militärbehörden

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_130.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)