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Bischof Willibrord und sein Klerus


Was Bischof Willibrord am Tage seiner Weihe versprochen hatte, seinen Priestern ein Vater sein zu wollen, hat er treu gehalten. Er wußte ja, daß er ohne deren Mitarbeit sein Amt nicht verwalten könne. Der Klerus war ihm in Verehrung und Liebe ergeben; das zeigten besonders die letzten schweren Zeiten. Freilich machte es auch die Herzlichkeit, Einfachheit und Freundlichkeit des Bischofs nicht schwer, mit ihm zu verkehren. Wie sehr Bischof Willibrord die Sorge für seine Priester am Herzen lag, zeigt sich u. a. auch darin, daß er öfters, besonders jeweils während der Priesterexerzitien, für sie das heilige Meßopfer darbrachte.

Gerne benützte er jede Gelegenheit, die sich ihm darbot, an seine Priester Worte väterlicher Ermahnung zu richten, so z.B. bei den Diözesansynoden, die bis zum Inkrafttreten des neuen kirch­lichen Gesetzbuches, abgesehen von den Kriegsjahren, in Metz jed­jährlich, meist in der Osterwoche, an zwei Tagen stattfanden. Daran nahmen die fünfunddreißig Erzpriester (Dekane) teil. Es wurde dabei über wichtige kirchliche Fragen beraten, auch wurden Entscheidungen der römischen Kongregationen und Anordnungen der bischöflichen Behörde eingeführt. Die Erzpriester hatten dann nach­her die Anregungen und Beschlüsse der Synode den Priestern ihrer Bezirke mitzuteilen. So waren die Synoden ein ausgezeichnetes Mittel für den Bischof nicht bloß für die Leitung der Diözese, sondern auch zur Förderung und Festigung des echten priesterlichen Geistes.

Letzteres bezweckten die Ansprachen, die der Oberhirte jeweils beim Beginn der Synode hielt. Er sprach dabei mit warmen Worten über alles, was ihm am Herzen lag. Auf der ersten Synode, die er im Jahre 1902 abhielt, betonte er zunächst, er wolle sich an die alten, guten Traditionen des Metzer Bistums halten. Er sei von Ehrfurcht erfüllt vor den verdienten, in der Seelsorge ergrauten Priestern, vor denen er rede; er müsse staunen über das Walten der göttlichen

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_152.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)