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zurückkehren. Das geordnete Leben, die umsichtige, väterliche Leitung seitens der hochwürdigen Patres der Gesellschaft Jesu, der Geist herzlicher brüderlicher Liebe, der die Alumnen beseelte, machte den Aufenthalt in dieser Anstalt nützlich und angenehm zugleich. Die Frömmigkeit wurde eifrig gepflegt: die häufige Kommunion stand in Blüte, die Andacht zum heiligsten Herzen Jesu, von den hochwürdigen Patres mit besonderer Sorgfalt gepflegt, pflanzte sich tief den Herzen ein. Die tägliche Betrachtung, fromme Lesung und Gewissenserforschung förderten das geistliche Leben und nährten den guten Eifer. Letzterer betätigte sich in freudiger Berufsarbeit und treuer Pflichterfüllung. Es wurde im Konvikt mit großem Fleiße studiert, so daß für alle die daselbst verbrachten Jahre reich gesegnet waren.

Ich begann nun das Studium der eigentlichen Theologie. Dogmatik hörte ich bei den Patres Stentrup und Hurter. P. Stentrup war ein bedeutender Theologe; er hatte einen glänzenden Vortrag, sein Geist nahm einen hohen Flug, wohl zu hoch für die Mehrzahl seiner Zuhörer. P. Hurter († 10. Dezember 1914), damals schon durch seine wissenschaftlichen Werke vorteilhaft bekannt, war einfacher, verständlicher und darum seinen Schülern von grösserem Nutzen. An den Vorabenden der Feste pflegte er der Vorlesung eine entsprechende kurze Exhorte anzuschließen: theologia mentis et cordis (Theologie für Geist und Herz) war sein Ideal. Kirchenrecht trug P. Nilles († 31. Januar 1907) vor, der durch seine zahlreichen liturgisch-kanonistischen Veröffentlichungen sich verdient gemacht hat; er war zugleich Regens des theologischen Konvikts. P. Tuzer, Professor der Exegese, war ein sehr gelehrter, aber auch sehr origineller Herr. Moral dozierte P. Jung; er war kein wissenschaftlicher Theoretiker, sondern ein Mann der Praxis und des Seeleneifers. Er teilte seinen Zuhörern aus seiner reichen Erfahrung mit und vergaß nie, durch ein «hoc est valde practicum» (das ist für die Praxis wichtig) die Aufmerksamkeit auf die betreffenden Punkte zu lenken.

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_17.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)