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»Die Zahl der Teilnehmer war eine ungemein große; die verschiedensten Länder hatten ihre Vertreter gesandt, und eine nie gesehene Anzahl von Bischöfen und Prälaten waren zum Kongresse erschienen. Der heilige Vater selber führte in der Person seines Legaten auf demselben den Vorsitz. Glänzend waren die gottes­dienstlichen Feiern in unserer einzig schönen Kathedrale, die des Morgens von verschiedenen Bischöfen zelebrierten Pontifikal-Hoch­ämter, sowie die Predigten und Segensandachten am Abend. Für die Verhandlungen des Kongresses reichten die Räumlichkeiten bei weitem nicht aus, so groß war der Zudrang zu denselben. Es war ein wahrer Genuß, die ausgezeichneten Redner zu hören, die so hinreißend von der Herrlichkeit des allerheiligsten Sakramentes, von der Liebe und Menschenfreundlichkeit unseres Gottes zu sprechen wußten. Ganz besondern Eindruck machten die begeisterten Reden jener hervorragenden Männer aus dem Laienstande, die, mitten im bürgerlichen und politischen Leben stehend, freimütig ihrer katho­lischen Überzeugung Ausdruck gaben und durch die Glaubens­innigkeit ihrer Worte die Herzen der Zuhörer tief bewegten. War es nicht ergreifend, aus Laienmunde die Bedeutung der heiligen Eucharistie gerade für die Männerwelt so beredt feiern zu hören? Gewiß, die goldenen Worte, die auf dem Kongresse gesprochen worden sind, sie werden nicht verloren sein, sondern Saatkörnern gleichen, die, in die Herzen gestreut, aufgehen und hundertfältige Frucht bringen werden. Den Glanzpunkt des Kongresses, Ihr alle wißt es, bildete die Schlußprozession mit dem allerheiligsten Sakra­mente. Mit innigster Rührung erfüllte es Unser Herz, als der göttliche Erlöser im Sakramente seiner Liebe wieder einmal die Schwelle unserer Kathedrale überschritt und nun durch die Straßen der Stadt einen wahren Triumphzug feierte. Und als dann der Kardinal-Legat, umgeben von den Bischöfen und Prälaten, von der Höhe der Espla­nade aus die unabsehbare Menge und das ganze Lothringerland mit dem heiligsten Sakramente segnete, da stahlen sich Freudentränen ins Auge, und wohl kein Herz blieb ungerührt«.

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_181.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)