Seite:De Benzler Leben 19.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Graf Schönborn, Domdekan und Reichstagsabgeordneter Schädler, Volksschriftsteller Dekan Wetzel, die Professoren P. Biederlack und P. Michael S. J., der Propst an St. Hedwig in Berlin, Prälat Kleineidam, und andere.

Während meines Innsbrucker Aufenthaltes besuchte Kaiser Franz Josef I., damals im rüstigen Mannesalter stehend, die Stadt; desgleichen der Sieger von Custozza, Erzherzog Albrecht, Vater des Erzherzogs Friedrich, des österreichisch-ungarischen Generalissimus im Weltkriege. Von kirchlichen Würdenträgern sah ich den Oberhirten der Diözese, Fürstbischof Vinzenz Gasser von Brixen († 6. April 1879), einen der bedeutendsten Bischöfe des vorigen Jahrhunderts; dieser spielte auf dem vatikanischen Konzil eine ganz hervorragende Rolle; er glänzte da nach dem Ausdrucke eines der Sekretäre des Konzils wie die Sonne unter den Sternen: »Qui fuit in Concilio inter multa sidera sol«. Wenn er seine großen, selbst mehrstündigen dogmatischen Reden hielt, so hingen, wie Leo XIII. sich äußerte, alle Bischöfe an seinen Lippen. Als ich den Fürstbischof in der St. Jakobs-Pfarrkirche sah, war er schon recht leidend; fortwährende, fast übermenschliche Anstrengung hatte ihn gebrochen. Der durch seine volkstümlichen Schriften und seinen Seeleneifer bekannte Fürstbischof Johannes Zwerger von Seckau († 14. August 1893) besuchte uns im Konvikt und ermunterte uns durch sein apostolisches Wort.

Mittlerweile ging für mich das sechste Semester zur Neige. In meinem Berufe zum Priesterstande fühlte ich mich mehr und mehr befestigt, ja heilige Begeisterung empfand ich für ihn. Aber ob ich im Weltpriester- oder im Ordensstande Gott und der Kirche dienen sollte, das war die große Frage, welche die ganze Zeit hindurch meinen Geist in Anspruch nahm und in Spannung hielt. Immer wieder drängte sich mir der Gedanke an den Ordensstand auf; aber dieser Gedanke war mir sehr lästig und ich empfand gegen seine Verwirklichung eine fast unüberwindliche Abneigung.

Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_19.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)