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kannte, litt sehr darunter. So gut er konnte, suchte er zu vermitteln und den teilweise wohl berechtigten Klagen durch Verhandlungen mit den Behörden abzuhelfen.

Das war allerdings nicht immer leicht und verwickelte hie und da den Oberhirten in scharfe schriftliche Fehden. Bischof Willibrord wahr nichts weniger als eine Streitnatur. Aber wenn es not tat, wenn es sich um die Wahrung seiner bischöflichen Rechte handelte, konnte er hart sein wie Granit. Nicht um Haaresbreite ließ er dann ab von den Rechten der Kirche. Diese Unbeugsamkeit in der Wahrung der kirchlichen Interessen bei unbefugten Eingriffen oder folgenschweren falschen Auffassungen hat viel dazu beigetragen, daß Bischof Willibrord immer mehr stieg in der Achtung seiner Diözesanen, soweit sie von diesen Vorgängen Kenntnis erhielten. Doch waren solche ungewohnten Aufregungen und Kämpfe wohl auch mit daran schuld, daß seine Körperkräfte abnahmen und er am Schlusse des Krieges, man kann sagen, sogut wie gebrochen war.

Es ist noch nicht an der Zeit, über diese Leiden und Kämpfe ausführlich zu handeln. Er selbst sprach fast gar nie davon und wich Fragen darüber aus. Einmal ist ihm aber während seiner Krankheit in Lichtental einem Prälaten gegenüber eine Bemerkung entschlüpft, die tief blicken läßt. Mit einem Seufzer sprach er: »Ja, wenn ich reden könnte ...!« Auch hier soll aus dieser schweren Zeit nur weniges zur Ergänzung seines eigenen Berichtes mitgeteilt werden.

Wie man es von einem katholischen Bischof erwarten durfte, bestrebte sich Bischof Willibrord, über den Parteien zu stehen und nach allen Seiten hin gerecht zu sein. Das war in Lothringen damals doppelt notwendig, aber auch doppelt schwer. Niemand in seiner Diözese hat dem Bischof Unparteilichkeit abgesprochen. Doch hat er andererseits auch seine eigenen Pflichten gegen sein deutsches Vaterland nie vergessen. Er gab »dem Kaiser, was des Kaisers war«, und hielt auch seine Diözesanen stets zu loyaler Gesinnung an. Mit der gleichen Festigkeit forderte er aber auch von allen, daß man »Gott gebe, was Gott gehört«.

Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_194.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)