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Bei der Bekanntmachung dieser Vereinbarung ersuchte der Bischof die Pfarrer, sie loyal durchzuführen, damit keine berechtigten Klagen laut werden. Sie sollen überhaupt nicht nur jede Verletzung der nationalen Gefühle meiden, es sei auch ihre Pflicht, die Gläubigen zu gewissenhafter Erfüllung aller vaterländischen Pflichten anzuhalten.

Auch sonst hatte die Militärbehörde an den kirchlichen Ver­hältnissen der Diözese manches zu tadeln, so z. B. klagte man, es sei in der Erziehung des Klerus und in der kirchlichen Verwaltung der französischen Sprache ein Einfluß geblieben, wie er aus dem tatsächlichen Sprachenverhältnisse nicht erklärt werden könne, auch würden die bischöflichen Erlasse nur in der französischen Diözesan­zeitschrift »Revue ecclésiastique de Metz« veröffentlicht. Letzteres war seit 1904 tatsächlich so, allein die Revue war nicht das Amts­organ des Ordinariates und wurde zudem von der Zensur gleich nach Beginn des Krieges verboten; statt ihrer erschienen 1915 die »Amtlichen Mitteilungen des Bischöflichen Ordinariates«, 1916­-1918 das »Kirchliche Amtsblatt für die Diözese Metz«.

In schweren Konflikt kam der Bischof mit dem Kommandanten der Festung Diedenhofen (siehe S. 130)[1]. Dort war, wie der Ober­hirte sich äußert, monatelang ganz einseitig das Beten und Predigen in der Sprache eines Teiles des Volkes in den Kirchen verboten und der Gottesdienst unter Polizeiaufsicht gestellt; man überwachte die Gläubigen, ob sie in den französischen oder deutschen Gottesdienst gingen. Bischof Willibrord betonte, daß man dadurch dem Deutsch­tum den allerschlechtesten Dienst geleistet habe, auch legte er feier­lich Verwahrung ein gegen einen derartigen Eingriff in das kirchliche Rechtsgebiet. Bestimmungen über die Zeit des Gottesdienstes, über das, was und wie in den Kirchen gepredigt und gebetet werden solle, gehörten allein in das Amtsbereich des Bischofs. Kein Gesetz gebe der Militärbehörde das Recht, den Gebrauch der französischen Sprache beim Gottesdienste zu verbieten. Darin habe die staatliche


  1. Vergl. auch »Bischof Benzler und General von Lochow« in der Zeitschrift »Die Heimat« 2 (1922) S. 57 f.
Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_197.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)