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Um diese dem Klerus und dem Volke zu ersparen, richtete der Bischof am 20. April 1915 ein vertrauliches Schreiben an die Erzpriester seiner Diözese mit folgender Erklärung:[1] Da unter den jetzigen Umständen die Verehrung der Seligen zu politischen Zwecken benützt werden könne, sollen die Priester das Bild der Seligen von den Kirchen und Prozessionen fernhalten; wenn sich in der einen oder anderen Kirche ein Bild der Seligen fände, sollen sie es klug daraus entfernen. Damit handelte der Bischof genau nach kirchlicher Vorschrift, die es nicht erlaubt, Bilder oder Statuen eines Seligen in einer Kirche aufzustellen, ohne besondere Erlaubnis des heiligen Stuhles. Diese Erlaubnis hatte der Bischof damals für die selige Jeanne d'Arc nicht erhalten, obwohl er am 18. Februar 1913 in Rom um das Recht nachsuchte, das Fest der Seligen in der Diözese feiern zu dürfen.

Durch eine Indiskretion kam am 5.Mai 1915 in der »Straßburger Post« die Nachricht, der Bischof von Metz habe befohlen, die Statuen der Seligen aus den Kirchen und Pfarrhäusern zu entfernen. Nun er­hob sich ein Sturm der Entrüstung in den französischen Zeitungen, welche die Nachricht in entstellter Form brachten. Man sah darin ein großes Unrecht gegen den Kult einer von der Kirche selig gesprochenen Jungfrau und eine Verletzung der heiligsten Empfin­dungen vieler Katholiken, die so große Hoffnungen auf die Fürbitte der Seligen setzten. Generalvikar Pelt sandte Berichtigungen an französische Zeitungen, die aber zum Teil gar nicht aufgenommen wurden. Der Bischof klärte in einem ausführlichen Schreiben den heiligen Stuhl über den Vorfall auf und man erkannte dort, daß er kirchlich korrekt gehandelt habe.

Wieviel Bitterkeit verursachten solche und ähnliche Vorkommnisse dem Metzer Bischof! Er ließ sich dadurch nicht abschrecken, son­dern ging ruhig seinen Weg weiter und suchte, wie es seine Hirten­pflicht war, unparteiisch allen alles zu sein. Besonders weh tat es ihm, wenn man an seiner Liebe zu seinem Vaterlande zweifelte.


  1. Vergleiche hierüber »Revue ecclésiastique« 26 (1919) S. 115-117.
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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_199.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)