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Mein Beichtvater beruhigte mich mit dem Bemerken, so lange diese Stimmung andauere, brauche ich an den Eintritt ins Kloster nicht zu denken.

Die Lage sollte sich mit einem Schlage ändern. Es war im Sommer des Jahres 1874 während einer dogmatischen Vorlesung, als mir wie ein Blitz die Überzeugung durch die Seele drang, Gott habe mich zum Ordensstande berufen. Von diesem Augenblicke an war alles Widerstreben verschwunden, freudig war ich entschlossen, dem göttlichen Rufe zu folgen.

Sogleich war auch meine Wahl getroffen; ich wollte in die Gesellschaft Jesu eintreten, die ich in so würdigen Vertretern vor mir sah. Doch der Mensch denkt, und Gott lenkt. Obwohl mein Beichtvater, P. Haller, meinen Entschluß vollkommen billigte, dachte man an maßgebender Stelle anders und lehnte mein Gesuch um Aufnahme ab. Diese Entscheidung ging mir sehr nahe und blieb mir damals unverständlich; später sollte ich sie verstehen und in ihr eine liebreiche Fügung der göttlichen Vorsehung erkennen.

Ich gedachte nun zunächst meine theologischen Studien zum Abschlusse zu bringen, um dann aufs neue und, wie ich hoffte, mit besserem Erfolge um die Aufnahme nachzusuchen.

Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_20.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)